Diverse Kampagnen für „saubere“ Elektronik (z.B. Greenpeace) bewegen die großen Markenkonzerne, sich über ihre Ökobilanz Gedanken zu machen (z.B. „The story behind Apple’s environmental footprint“). „Greenwashing“ lautete schnell der Vorwurf: Die ökologische Produktion sei nur vorgespiegelt in Hochglanzbroschüren und basiere auf schräg interpretierten Daten. Aber die Marken bleiben empfindlich, Imagebeschmutzung ist das schärfste Schwert der auf die Einflussmöglichkeiten konsumentensouveränen Handels orientierten bürgerlichen Konsumkritik. Die Empfindlichkeit verhält sich dabei proportional zum „Wert“ der Marke im Bewußtsein der (potentiellen) Kunden. Da ist Apple eindeutig spitze. Dabei bisher nebensächlich: Die Grenzen zwischen der Kritik der menschlichen Naturverhältnisse im weitesten Sinne und den Kämpfen um menschlichere Arbeitsverhältnisse sind fließend. In jeder Ökokritik schwingt soziale Kritik mit. Das hat jetzt offensichtlich auch die imagebeschmutzungsempfindliche Marke Apple erkannt und eröffnet ein neues Kapitel der Politurarbeit am eigenen Image: „Supplier Responsibility at Apple“.
Die Berliner Zeitung berichtet:
„Apple veröffentlichte auch das Ergebnis bisheriger Nachprüfungen bei Zulieferern. Demnach stieß der Konzern auf fast 20 Fälle von Kinderarbeit bei Lieferanten von Einzelteilen. Zudem führte Apple in dem 500 Seiten umfassenden Bericht weitere Verstöße wie schlechte Bezahlung und die Verletzung von Umwelt- und Arbeitszeitauflagen auf. … Künftig soll auch eine Arbeitsgruppe der Fair Labor Association die Lage bei den Zulieferern überprüfen.“ Quelle Berliner Zeitung v. 15.1.2012
Wenn Apple da nicht mal wieder innovativ voranschreitet und Standards setzt! Erstaunlicherweise scheint diese Offensive Apple’s tatsächlich eher eine Reaktion auf die sozialen Nebeneinwände der Öko-Kritiker. Aber z.B. die United Students Against Sweatshops zeigen die Schwachstellen der Imageoffensive aus dem Hause Apple auf. Sie kritisieren die Fair Labor Association schon seit Jahren für ihren
„weak code that fails to provide for women’s rights, a living wage, the full public disclosure of factory locations, or university control over the monitoring process.“ Quelle
Auch WAAKE-UP! bemängelt einen potentiellen Interessenkonflikt, in dem sich die Fair Labor Association befinde, weil ein Teil ihrer Finanzierung von den Firmen komme, die sie zu überwachen vorgibt. Hier müssten die großen Gewerkschaften jetzt einhaken – auch wenn es zunächst scheinbar nicht in erster Linie um die national-eigene ArbeiterInnenklientel geht. Denn Mindeststandards werden global erpresst, äh, verhandelt – ökologisch und sozial. Ohne weiteren Druck wird Apple lediglich Vorreiter für „Redwashing“ in der Elektronikbranche.