sfu. FRANKFURT, 15. April. Die schwankungsanfälligen Finanzmärkte sind eine willkommene Vorlage für die Anbieter von Geldanlagen in Infrastruktur. Während dieses Marktsegment ursprünglich institutionellen Großanlegern vorbehalten war, verbreitert sich derzeit die Angebotspalette auch für Privatanleger. „Die Infrastrukturprodukte werden sehr gut angenommen“, sagt Joachim Häger, der bei der Deutschen Bank für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland verantwortlich ist.
Üblicherweise werden unter Infrastruktur die verschiedensten Einrichtungen verstanden, die eine funktionsfähige Volkswirtschaft ermöglichen (siehe Grafik). In Anlageprodukten kann sich das zum einen widerspiegeln, indem schon der Kauf von Aktien eines Stromversorgers als Infrastrukturinvestition gilt. Zum anderen kann es aber auch die direkte Beteiligung am Bau einer Straße oder einer Brücke sein, deren Betrieb sich dann langfristig durch einen stetigen Fluss an Gebühreneinnahmen rechnet.
Generell wird dieser noch relativ neuen Form der Geldanlage eine defensive Ausrichtung zugemessen und als Verkaufsargument in den Vordergrund gerückt. Tatsächlich sollte der Betrieb von Infrastruktureinrichtungen vergleichsweise stabile Erträge einbringen und weniger anfällig für Konjunkturzyklen sein. Hinzu kommt ein gewisser Inflationsschutz. „Im Fall allgemeiner Preissteigerungen sind aufgrund ihrer Quasi-Monopolstellung gerade die Betreiber von Infrastruktureinrichtungen häufig in der Lage, Preiserhöhungen durchzusetzen“, heißt es in einer Studie der Deutschen Bank.
Als Wegbereiter für die Geldanlage in Infrastruktur erwiesen sich vor etwa drei Jahren geschlossene Fonds, die unternehmerische Beteiligungen an einzelnen Bauprojekten ermöglichen. Damit machte sich insbesondere die australische Macquarie-Bank hierzulande einen Namen. Auf der Vertriebsplattform Efonds 24 befinden sich aktuell sechs Infrastrukturfonds in der Plazierungsphase. Steffen Möller von der Ratingagentur Scope Analysis empfiehlt derzeit jedoch einen genaueren Blick auf die Angebote. Zuweilen würden Private-Equity-Fonds, die sich in der Kreditkrise schlecht verkaufen, einfach in Infrastrukturfonds umgetauft. Einen Schatten auf diese Anlageform werfen die hohen Kosten. Bei dem derzeit in der Plazierungsphase befindlichen KGAL Infraclass Europa 1 gehen 14 Prozent des plazierten Eigenkapitals inklusive Agio als sogenannte Weichkosten wie Vertriebsprovisionen verloren. Dafür wird eine jährliche Rendite von 8 Prozent vor Steuern (IRR-Methode) angestrebt.
Die niedrigste Einstiegsschwelle für Privatanleger bieten Infrastruktur-Aktienfonds. Das Angebot ist derzeit noch überschaubar. Das dürfte sich aber rasch ändern, wenn der Ende Februar aufgelegte Fonds Global Infrastructure des Marktführers DWS zu einem Verkaufsschlager wird. Infrastruktur-Aktienfonds erweisen sich zumeist aber lediglich als Versorger-Branchenfonds im neuen Gewand. So machen klassische Versorgertitel wie Suez oder Eon die Hälfte des DWS-Portfolios aus. Mit einem Ausgabeaufschlag von bis zu 5 Prozent und einer jährlichen Verwaltungsgebühr von üblicherweise 1,5 Prozent sind die Aktienfonds auf jeden Fall günstiger als geschlossene Fonds.
Den preiswertesten Zugang mit einer Jahresgebühr von 0,5 Prozent zuzüglich einmaliger Transaktionskosten bieten börsengehandelte Fonds, die die Wertentwicklung von Infrastruktur-Aktienindizes nachbilden. An der Deutschen Börse sind inzwischen vier Fonds notiert, die die Bezeichnung Infrastruktur im Namen führen. Um besondere Reinheit bemüht sich dabei der Anbieter EasyETF, hinter dem die französischen Fondsgesellschaften von BNP Paribas und Axa stehen. Er hat Ende März zwei Fonds auf den Markt gebracht, die auf der NMX-Indexfamilie basieren. In diese Indizes werden nur Infrastrukturbetreiber aufgenommen, die ihren Ertrag mindestens zur Hälfte durch die Bereitstellung von Infrastruktureinrichtungen erzielen. Breit aufgestellte Versorger fallen damit automatisch durch das Raster.
Quelle: F.A.Z., 16.04.2008, Nr. 89 / Seite 21