Dass die Grenzen des Wachstums erreicht sind, haben Donella und Dennis L. Meadows bereits 1972 festgestellt1. Das hat vor einigen Jahrzehnten mal zu einer gesellschaftlich ziemlich radikalen Bewegung geführt. Geschickt wie sie sind, haben staatliche Akteure dieses Thema inzwischen aufgegriffen und mit in ihre politische Suppe gegeben. In den 1990ern wurde dafür das Wort Nachhaltigkeit zu Tage gebracht.
Inzwischen wird die Bedeutung von Wachstum auf Bundestagsebene konkret diskutiert. Eine eigens geschaffene Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität“ wurde ins Leben gerufen und diskutiert nun regelmäßig, ob z.B. wirtschaftliches Wachstum vom Umweltverbrauch ‚entkoppelt‘ werden kann. Großes Thema ist auch die Entwicklung eines „ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikators“. Denn hier ist inzwischen die Erkenntnis gereift, dass das Bruttoinlandsprodukt nicht wirklich den Wohlstand einer Gesellschaft abbildet.2.
In anderen Gesellschaften wurde das bereits erkannt. Im Bhutan wird das Bruttonationalglück berechnet3 – wenn auch manche Unternehmer_innen hierzulande nur milde lächeln, wenn sie das Wort ‚Glück‘ hören. Der inzwischen weit diskutierte Wohlstandsindikator nimmt Kriterien wie soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz in seinen Meßkatalog mit auf.
Linke Gruppen und Organisationen nehmen sich der Wachstumskritik inzwischen auch gezielter an. Sie finden sich auch auf dem an diesem Wochenende stattfindenden Kongress „Jenseits des Wachstums“ an der Technischen Universität Berlin. Mit dabei ist auch die Rosa Luxemburg Stiftung.
Jenseits des Wachstums. Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben.
20.–22. Mai 2011, an der TU Berlin
Aus dem Programmaufruf der RLS: „Die ökologischen wie ökonomischen Grenzen des gegenwärtigen kapitalistischen «Wachstumsmodells» sind erreicht. Wir können nicht so weitermachen, wollen wir unseren Planeten auch in Zukunft bewohnen. Doch was sind die Alternativen? Die Vorstellungen und Perspektiven darüber gehen selbst innerhalb der Mosaik-Linken weit auseinander: soziales oder qualitatives Wachstum, grünes Wachstum bzw. Green New Deal und Steady- State-Economy ohne Wachstum oder gar Schrumpfung (DeGrowth). Doch beim Reden über die Überwindung eines schädlichen Wachstums ist entscheidend, wohin die Transformation gehen soll. Andernfalls geht die Wachstumskritik ins Leere. Ohne gerechte Übergänge wird es schwer, eine breite Zustimmung zu einem Einstieg in den
Umstieg zu gewinnen. Bisher gibt es nur wenige Übersetzungsversuche, die Differenzen und Gemeinsamkeiten herausarbeiten, die erlauben, gerechte Übergänge transnational zu denken. Auf diesem Kongress wird versucht, die unterschiedlichen Positionen innerhalb der Mosaik-Linken ins Gespräch zu bringen.“
Mehr unter: http://www.rosalux.de/event/43404/jenseits-des-wachstums.html