Soziale Medien verändern grenzüberschreitend Kommunikationsweisen und Öffentlichkeiten, Lifelogging-Apps heben neoliberale Selbsttechnologien auf eine neue Stufe, und auf der Grundlage vernetzter Nutzerdaten wird Mobilität ebenso wie Pflege und Gesundheitsversorgung grundlegend umgebaut; von den ökologischen Folgen dieser SMARTEN NEUEN WELT ganz zu schweigen. Von links stellen sich zwei zentrale Fragen: die nach der Verfügung über all diese Daten, Algorithmen und Kommunikationsinfrastrukturen. Sie liegt zunehmend in der Hand privater Konzerne, die sie nicht zuletzt für staatliche Überwachungszwecke und digitale Kriegsführung bereitstellen. Die andere Frage ist die nach den Rationalisierungspotenzialen der Automatisierung. Wem gehört eigentlich die frei werdende Zeit? Und wie lassen sich angesichts privatwirtschaftlich generierter Automatisierungsgewinne künftig Einnahmen öffentlicher Kassen sicherstellen?
Die Roboter kommen, die Arbeit geht? Mit Schlagworten wie »Industrie 4.0«,»Arbeit 4.0« oder »neues Maschinenzeitalter« werden derzeit Umbrüche in der Produktion verhandelt. Nicht immer ist es leicht, die strukturellen Veränderungen hinter der Ideologieproduktion auszumachen. Die digitale Revolution betrifft jedoch nicht nur Produktion und Arbeitsverhältnisse. Die Forderung nach einem Recht auf öffentliche Netzinfrastrukturen ist bislang kein prominentes linkes Projekt und wäre doch in vielerlei Hinsicht anknüpfungsfähig an existierende Bewegungen. Hier verbindet sich Technologiepolitik mit Organisierungsnotwendigkeiten digitalisierter Arbeit und der Diskussion um soziale Infrastrukturen.
Die Themenausgabe der Zeitschrift LuXemburg 3/2015 fragt nach den strategischen Herausforderungen linker Politik: Wie hängt der digitale Wandel mit dem Umbau der Demokratie zusammen? Was bedeutet er für die Neuzusammensetzung der Arbeit? Welche Potenziale der Vergesellschaftung stecken in den neuen Technologien, und wie können diese von links ›gehoben‹ werden? Gibt es neue Hebel für soziale Gerechtigkeit, Gleichheit – für soziale, politische, kulturelle Teilhabe? Oder gelten am Ende doch alte Antworten auf neue Fragen?
Mit SMARTE NEUE WELT ist die letzte Ausgabe dieses Jahres nun im Druck. Die gesamte Ausgabe kann bereits hier als E-Paper im Pdf-Format gelesen werden.