Angesichts von Massenarbeitslosigkeit, Prekarisierung, Vertreibungen und Sozialkürzungen schließen sich auf der ganzen Welt immer mehr Menschen zusammen, um gemeinsam gesellschaftliche Räume jenseits von Markt und Staat neu zu erobern und gemeinschaftlich zu nutzen: die Commons (Gemeingüter). Solche Initiativen – die beispielsweise auch aus der Occupy-Bewegung entstehen – könnten, wenn sie sich vernetzen, zu „Gemeinschaften des Widerstandes“ und Keimformen einer anderen Gesellschaft werden, so Silvia Federici.
Das gut 20-minütige Interview mit Silvia Federici, Prof. em. für Politische Philosophie an der Hofstra University, Long Island, New York; Buchautorin („Caliban und die Hexe“) ist online – auch in englischer Sprache.
Währenddessen erleben wir zugleich eine „Krise der Reproduktion“: Mit der Streichung öffentlicher Dienstleistungen werde immer mehr Arbeit zurück in die Haushalte verlagert; besonders Frauen seien oft chronisch überlastet, weil sie zugleich Erwerbsarbeit und Sorgearbeit übernehmen müssen. Leidtragende seien neben den Frauen vor allem Kinder. Jedes vierte Kind in den USA leidet laut Statistik inzwischen an einer psychischen Krankheit. Doch Diagnosen wie „Hyperaktivität“, „ADS“ und „Depression“ maskierten oft nur die Realität. Statt die sozialen Ursachen anzugehen, werden viele Kinder, denen Aufmerksamkeit fehlt, mit Medikamenten sediert. Auch alte Menschen würden zunehmend „ausrangiert“, ihre Pflege werde aus Kosten- und Zeitgründen inzwischen sogar in Billiglohnländer verlagert.
Die Sendung gliedert sich in vier Teile:
1. Gärten in Detroit: Wie die Commons-Bewegung die Städte zurückerobert
2. Sedierte Kinder und abgeschobene Großeltern: Die „Krise der Reproduktion“
3. Von „Occupy Sandy“ zu „Strike Debt“: Wie die Occupy-Bewegung weiterlebt
4. Die Geburt des Kapitalismus: Konterrevolution gegen egalitäre Bewegungen