Wenn’s auf dem Balkon (sofern man das Glück hat, auf einen solchen samt Sonne zugreifen zu können) zu eng wird, beginnen pflanzenaffine Städter_innen, von einem Garten zu träumen. Die Idee, Pflanzen zu ziehen, um sie zu bangen und am Ende die Früchte des Erfolgs ernten und genießen zu können, eint viele, die auf ein urbanes Leben nicht verzichten wollen. Stadt und Garten konnten in der Vergangenheit nur über heiß begehrte Parzellen in einer Kleingartenanlage realisiert werden.
Hier soll es um etwas anderes, um urbane Gärten ohne Jägerzaun gehen. Dies ist seit einigen Jahren ein wunderbarer Trend: Brachflächen werden (temporär) mit viel Liebe und Einsatz zu Gemeinschaftsgärten umgewandelt. Damit bieten sich neue Handlungsmöglichkeiten und (im wahrsten Sinne des Wortes) -felder für Hobby-Gärtner_innen. Während man in der Kleingartenanlage über den Zaun hinweg fachsimpelt, müssen in Gemeinschaftsgärten Entscheidungen gemeinsam gefällt werden. Dabei geht es nicht nur um persönliche Vorlieben (Zucchini versus Minze), sondern um Wissen, welches die Voraussetzung für eine ertragreiche Ernte ist.
Die in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen werden in dem ganz zauberhaft gestalteten Buch „Wissen wuchern lassen“ zugänglich gemacht. Dies geschieht nicht besserwisserisch, eher berichtend und sehr lebenspraktisch.
Zunächst lernt man: Gemeinschaftsgarten ist nicht gleich Gemeinschaftsgarten. Das Buch stellt verschiedene Projekte vor und macht transparent, dass sich diese in einer Vielzahl von Kriterien – Zielpublikum, Zugänglichkeit, Wirtschaftlichkeit, Prozessorientierung etc. – unterscheiden lassen. Es gibt Gärten, die recht exklusiv bewirtschaftet werden. Andere sind offener und wenig verbindlich. Wer gärtnern möchte, sollte sich also auch fragen, welchen Charakter der Garten haben soll, in den er_sie sich einbringen möchte.
Lena Kreck rezensiert im Online-Magazin „prager frühling“ das soeben als print und open access erschienene Buch Wissen wuchern lassen. Ein Handbuch zum Lernen in urbanen Gärten, AG SPAK Bücher, Neu-Ulm 2014, 18 EUR. Download als PDF.
Der vollständige Text ist hier einsehbar.
Diese Ausgabe des „prager frühling“ fragt unter dem Titel Common Sense?! nach dem „Sinn und Eigensinn der Commons“ und enthält jede Menge lesenswerte Artikel, Interviews und vieles mehr.