Der Bund besitzt tonnenweise Gold. Ein großer Teil davon lagert im Ausland, in London, Paris, New York – in den Geldspeichern der ehemaligen West-Alliierten. Eine Initiative DM-nationaler Kräfte fordert: „Holt unser Gold heim!“ und hat dabei das Scheitern des Euro und die Wiedereinführung einer goldstabilisierten DM als Option im Sinn. Massenmedial wurde das ganze jetzt zum Thema, weil Parlamentarier das Spiel mitmachen und Empörung äußern: „Selbst der Deutsche Bundestag ist nicht eingeweiht“, berichtete die Berliner Zeitung gestern. „Er [der Haushaltsausschuss des Bundestags; me] hat die Herausgabe des unveröffentlichten Prüfungsberichts gefordert, einstimmig und gegen die Empfehlung des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann. Der Rechnungshof will der Bitte gleichwohl nachkommen,“ wusste die Süddeutsche Zeitung am gleichen Tag und erklärte eurotreu:
„Die Bundesbank hält solche Ideen für hanebüchen. Die Währungshüter wollen die Goldreserven im Ausland belassen, zumal eine Rückführung auch sehr teuer käme. Zudem hält man die eigene Bilanzierung für angemessen, es soll Barrenlisten geben, aus denen genau hervorgeht, wo der deutsche Schatz lagert. Natürlich könnte die Bundesbank ihre Goldbestände komplett nach Frankfurt holen. Dann stünde einer gründlichen Inventur mit Inaugenscheinnahme nichts mehr im Wege. Aber um welchen Preis? Man stelle sich vor, die Deutschen zögen ihr Gold aus Paris ab – für die Finanzmärkte wäre das der Vorbote für den Euro-Kollaps.“
Dass die Bundesbank sehr wohl mit dem Gold Politik macht, auch wenn es im Ausland lagert, daran erinnert Karl Heinz Roth in einem auch sonst sehr lesenswerten Thesenpapier zur europäischen Finanzkrise:
„Dass es der Deutschen Bundesbank in den 1990er Jahren gelang, mit der Kontrolle über die Europäische Zentralbank zur alleinigen Gestaltungsmacht der Euro-Zone aufzusteigen, war zum Einen dem seit dem DDR-Anschluss enorm gewachsenen deutschen Wirtschaftspotenzial zuzuschreiben. Es hatte aber auch damit zu tun, dass die Bundesbank im europäischen Kontext über die weitaus größten Gold- und Devisenreserven verfügt. Allein die Goldreserven beziffern sich derzeit auf ein Volumen von 3.402 Tonnen mit einem Marktwert von 140 Milliarden Euro. Das machte es den deutschen Herrschaftseliten möglich, innerhalb der Euro-Zone eine Offensive des Lohn- und Preisdumpings zu starten, der die übrigen Mitgliedsländer nichts entgegen zu setzen haben. Da sie ihre Währungssouveränität zugunsten der europäischen Einheitswährung aufgegeben haben, können sie ihre verschlechterte Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr durch die Abwertung ihrer Nationalwährungen ausgleichen. Auf diese Weise avancierte Deutschland zum Zentrum der Kapitalallokation innerhalb der Euro-Zone, während die Peripherieländer systematisch de-industrialisiert und ihre Unterklassen durch EZB-gesteuerte Austeritätsprogramme ausgeplündert werden.“
Aber Roth begnügt sich nicht nur mit historischer, polit-ökonomischer Analyse, er macht auch konkrete Vorschläge, einer davon betrifft den Umgang mit dem deutschen Gold:
„Die Deutsche Bundesbank ist seit der Etablierung der Europäischen Zentralbank überflüssig geworden. Sie kann ersatzlos liquidiert werden, sobald es zum Aufbau eines föderalen europäischen Zentralbanksystems gekommen ist (vgl. unten). Dabei sind auch die Gold- und Devisenreserven aufzulösen. Soweit sie nicht als Mindestreserve in das föderale europäische Zentralbanksystem eingehen, sind sie jeweils hälftig zur Tilgung der noch weitgehend unbeglichenen deutschen Reparationsschulden des zweiten Weltkriegs und zum Aufbau eines europäischen bzw. transkontinentalen Aufbaufonds heranzuziehen.“
Nationalistische und linke Goldpolitik. Der Unterschied dürfte klar geworden sein.