Die Geschenke sind für das Geburtstagskind!

Mmmh - Erdbeerkuchen! / Strawberry Cake!
Michael

Hartz IV hatte Geburtstag. Es ist zehn Jahre alt geworden. Es gab Geschenke. Nicht für diejenigen, die davon ein schlechtes Leben führen, sondern für jene, die sich für dieses entwürdigende Maßnahmenpaket verantwortlich zeichnen und das Geld einstreichen.

Jan Ole Arps schreibt in analyse & kritik:

Seit den Hartz-Reformen der Regierung Schröder (SPD) boomt der Niedriglohnsektor. […] Auch die Leiharbeit ist in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen. Im Jahr 2003 waren knapp 300.000 Menschen in Deutschland als LeiharbeiterInnen beschäftigt, heute sind es gut 900.000 – oder drei Prozent der Erwerbstätigen. Dieses Wachstum ist ein direktes Ergebnis der Hartz-Reformen, die Beschränkungen für Leiharbeit gelockert haben.

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Zum Tag der Arbeit

1th.May
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Ein Tag im Jahr, an dem in vielen Ländern für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft wird. Die Feste und Demonstrationen hierzulande stehen neben einer heftigen Protest- und Widerstandswelle in Bangladesch. In der dortigen Textilindustrie herrschen miserabelste Produktions- und Arbeitsbedingungen, diktiert durch die global produzierenden Textildiscounter. Die Gesamtzahl der Toten stieg mit dem Einsturz einer Textilfabrik Ende April in Savar, am Rande von Dhaka um viele weitere Opfer an. Im Neuen Deutschland ist zu lesen:

Mehr als 2400 Menschen wurden verletzt, als das achtstöckige «Rana Plaza», in dem fünf Textilfabriken sowie Geschäfte und eine Bankfiliale untergebracht waren, in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka in sich zusammenfiel. Auch am Mittwochmorgen war noch nicht klar, wie viele Menschen noch unter dem Trümmerberg liegen könnten.

Die Wut der Arbeiter_innen entlud sich zum 1.Mai in Dhakas Strassen. weiterlesen

Geheim und „freiwillig“ – Abschiebungen in den Sudan

Protest in Tel Aviv für die Rechte von Flüchtlingen im Mai 2012. cc: Sasha Y. Kimel
Protest in Tel Aviv für die Rechte von Flüchtlingen im Mai 2012. cc: Sasha Y. Kimel

Abgeschoben: 1000 Menschen wurden von den israelischen Behörden in den vergangenen Monaten heimlich in den Sudan gebracht, gab die Tageszeitung Haaretz am 26. Februar bekannt. Die Abschiebungen, so die Haaretz, wurden ohne das Wissen des UN-Flüchtlings-Kommissariats durchgeführt. Die Nachricht wirft ein weiteres Schlaglicht auf die Entwicklungen der Migrations- und Flüchtlingspolitik der israelischen Regierung in den vergangenen Jahren.

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Arbeitskampf bei Amazon

Brave New World - Un mundo feliz - Schöne neue Welt
Daniela Hartmann via Compfight

Amazon ist (mittlerweile) einer der größten Anbieter für allerlei alltagstaugliches Zeug: Toaster, Hosen, Lampenschirme, Bücher – rund um die Uhr, billig, schnelle Lieferung. Soweit so gut. Aber billig heißt in dem Fall miese Arbeitsbedingungen: Leiharbeit, Saisonarbeit, schlechte Unterbringung, niedrige Löhne, Schikanierung der Beschäftigten. Das ist schlecht für das Image. Und nur ein Fall von vielen. Weiterlesen

Knackige Lohnerhöhungen

Wir streikenUnternehmer und Medien verkünden bei den Löhnen „gigantische“ Verbesserungen. Dabei sind die preisbereinigten Bruttoverdienste 2012 gerade einmal um 0,6 Prozent gestiegen. Und dann wird gefordert, dass im Jahr 2013 die Gewerkschaften wieder bescheidener sein sollen. Das ist eine glatte Verhöhnung der Beschäftigen, die seit Jahren schlicht ausgeplündert werden. Die Reallöhne in Deutschland liegen noch immer unter dem Stand des Jahres 2000. Die preisbereinigten Profite der Unternehmer haben hingegen um weit mehr als 30 Prozent geradezu abgehoben. Die Bewertung der Lohnpolitik anhand der Reallohnentwicklung ist ohnehin außerordentlich defensiv. Die Frage muss lauten: Wie ist der jährlich neu geschaffene Reichtum aufgeteilt worden? Ist das Teilungsverhältnis des Vorjahres zwischen Lohnarbeit und Kapital zumindest erhalten geblieben? Ist also der sogenannte verteilungsneutrale Spielraum, er umfasst nicht nur die Preis-, sondern auch die Produktivitätssteigerungen, mit den Lohnerhöhungen ausgeschöpft worden?

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Workplace Wellness

Workplace Wellness — was ist denn das? Sauna in der Frühstückspause? Und eine Gratis-Massage zum Abschluss der anstrengenden Spätschicht? Weit gefehlt. Während bundesdeutsche Krankenkassen noch ‚old school‘ einen Anteil am präventiven Rückenkurs zahlen (um Gesundheit und Kosten gleichermaßen zu schonen), sind die Amis uns mit ‚Workplace Wellness‘ mal wieder eine Nasenlänge voraus.

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Vote as if your life depends on it!

Haneen Zoabi, Spitzenkandidatin von Balad (Nazareth, 15. Januar 2013) foto:ck
Haneen Zoabi, Spitzenkandidatin von Balad (Nazareth, 15. Januar 2013) foto:ck

Tel Aviv. In einer Woche, am 22. Januar, wird in Israel die 19. Knesset gewählt. Die Wahl-Maschinerie läuft seit Wochen heiss: TV-Duelle, Youtube-Clips, Wahlplakate entlang aller Ausfallstraßen und Highways. Jede Woche geht es vorwärts und rückwärts mit Blockbildungen, Skandälchen, Propaganda-Theaterstücken. Benyamin Netanjahu setzt auf die Hardliner-Karte – Bibi, der den Erfolg des Zauns an der ägyptischen Grenze preist, Bibi, der abgelegene Settlements in der Westbank nach Wählerstimmen abgrast, Bibi, der im Edel-Tanzclub jugendliche Neureiche vom DJ-Pult aus dazu auffordert, ihn zu wählen, um unter allen Umständen zu verhindern, dass es eine linke Regierung gibt. Neben dem Hardliner-Habitus gibt sich Netanjahu als einziger wahrer Wirtschaftsexperte und wird sehr voraussichtlich mit dieser politischen Flagge erneut die Wahlen gewinnen. Neben Netanjahus Likud-Partei kämpfen 33 Parteien, von denen nur eine sehr kleine Anzahl den Einzug ins Parlament schaffen wird, um eine nicht klar bestimmbare Anzahl von Wählerstimmen.

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Arme sterben früher

rodschenko_lilja_brik
Lilja Brik
by Alexander Rodtschenko, 1924

… und Reiche leben länger. Der Unterschied beträgt elf Jahre in der BRD. In der aktuellen Zeitschrift die besonderen (3/2012) von ver.di ist zu lesen, dass Erwerbslosigkeit und unsichere Beschäftigungsverhältnisse die Lebenszeit verkürzen:

Seit 1984 ist etwa die Teilzeit von 11 auf 22 Prozent gestiegen, auf mehr als acht Millionen Arbeitnehmer/innen. Und in den vergangenen Jahren sind die Löhne der obersten und untersten zehn Prozent um ein Fünftel auseinander gedriftet. Zugleich wird es laut Wissenschaftszentrum schwerer, dem Prekariat zu entkommen […] bereits 65 Prozent stecken in der unteren Einkommensschicht fest.

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Operation? Streik!

Krankenschwester in Israel - nicht im Streik, aber auch nicht im Stress.cc CC BY-NC-ND 2.0 by ygurvitz
Krankenschwester in Israel – nicht im Streik, aber auch nicht im Stress.
cc BY-NC-ND 2.0 by ygurvitz

Tel Aviv. Seit dem 2. Dezember streiken in Israel die Krankenschwestern – insgesamt 28.000 Frauen. Obwohl bereits im Februar diesen Jahres ein Warnstreik auf die zunehmend unhaltbaren Zustände bezüglich der Arbeits- und Lohnsituation der in den Krankenhäusern Beschäftigten aufmerksam machen sollte, sind Verhandlungen mit dem Finanzministerium über höhere Löhne erst jetzt zustande gekommen. Die Vertröstungstaktik der Regierung Netanyahu hat unfreiwillig ihr vorläufiges Ende gefunden.

Proll als Sammelbegriff des Klassenhasses

ground worker
foto CC BY-ND 2.0: martin teschner

Alle kennen wahrscheinlich das Wort Proll. Der eine oder andere mag das Wort aus seinem und ihrem aktiven Wortschatz gestrichen haben. Das wäre erfreulich, denn mit dem Wort und seiner Benutzung geht eine abwertende Auffassung und Diskriminierung von Arbeiter_innen und der Arbeiter_innen-klasse einher. Der Historiker und Journalist Owen Jones hat dies in seinem Buch „Prolls. Die Dämonisierung der Arbeiterklasse“ herausgearbeitet:

Die Dämoniesierung der Arbeiterklasse ist das Triumphgeheul der Reichen, die von unten nicht mehr bedroht sind und sich nun über die Arbeiter lustig machen (Jones 2012, 299).

Das Buch will Aspekte der Lebensumstände einer Mehrheit der Arbeiterklasse aufzeigen (vgl. 42).
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Geiz ist nicht geil, sondern tödlich

Il gioco dei nasini
foto cc: Conanil

Zum wiederholten Male starben Nährer_innen in einer Textilfabrik in einem Feuer. Im September war im ND von über 300 Toten in Pakistan berichtet worden. Hier wurde für die deutsche Firma KIK produziert. Am Wochenende brannte es in einer Fabrik in Bangladesch. Es gab mindestens 120 Tote. Produziert wurde hier u.a für C&A.
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Kollektivbetriebe in Berlin

Alle reden von Privatisierung und Individualisierung, ein paar wenige aber auch über Kollektive.

„Was aber ist eigentlich ein Kollektiv? Ein Unternehmen, in dem es keine Chefs gibt? Oder in dem alle Chef sind? Ein Relikt aus den 80ern oder hochaktuelles Arbeitsmodell? Selbstverwirklichung oder Selbstausbeutung? Ein Projekt für Spinner oder Realisten?“

Viele Fragen, die aber nicht nur eine lange Geschichte haben im Kapitalismus, sondern als widerständiger Versuch auch heute noch bei allen Problemen und Weltmarktzwängen ziemlich spannend sind. Die mit ihren Fragen oben zitierte, aktuelle Bestandsaufnahme einiger Berliner Kollektive scheint auch der Versuch zu sein, eine Diskussion wieder aufzunehmen, die zuletzt eher historisch rund ums  Buch „Kleine geile Firmen“ von Arndt Neumann geführt wurde.

Die Toten der Finanzkrise

Kolovrechtis, Insel Euböa
Für viele Menschen in Griechenland bedeutet die Finanz- und Wirtschaftskrise Verelendung. Allerdings bringt der kontinuierliche und systematische Abbau von Sozialleistungen und Grundversorgung auch Tote mit sich. Es fällt schwer, diese nicht als einkalkulierte Verluste der durch die Troika erzwungenen Strukturanpassungen zu sehen („Kollateralschäden“). Was wäre das aber anderes als Mord? Weiterlesen

Lohndumping gefährdet Europa

Hierzu ist ein neues Papier von mir erschienen, das Sie unter www.michael-schlecht-mdb.de abrufen können. Folgende Punkte werden in dem Text behandelt:

  • Die Tariflöhne in Deutschland sind von 2000 bis 2010 um 5,4 Prozent gesunken. Wieso ist dies die zentrale Ursache für einen Exportüberschuss von mittlerweile mehr als 1,4 Billionen Euro? In der Größenordnung mussten sich die anderen Länder verschulden. Deutsche Banken haben in erheblichem Maße die Finanzierung der Außenhandelsdefizite übernommen. Die Bankenkrise hat viel mit der Staatsschuldenkrise zu tun.
  • Das Lohndumping in Deutschland hat zu einer massiven Umverteilung von unten nach oben geführt. Die arbeitenden Menschen sind um mindestens eine Billion Euro enteignet worden. Wie sieht die Anatomie des Lohndumpings im Einzelnen aus? Wie geraten die Gewerkschaften immer mehr in die Defensive? Was hat das alles mit der Agenda 2010 zu tun?
  • Was sind die Alternativen? Wenn das Lohndumping die zentrale Ursache der Eurokrise ist, dann stehen „alte“ Themen ganz oben auf der Tagesordnung: Kampf gegen Leiharbeit, Befristungen, Minijobs und vor allem Sanktionsregime Hartz IV. Und die privaten Banken etc. müssen aus der Staatsfinanzierung ausgeschaltet werden. Die EZB muss über eine öffentliche Bank Kredite an die Staaten zu günstigen Zinsen geben.