App War: Closed vs. Open

Eine App-Manie grassiert in der Welt der Smartphone- und Tabloid-HalterInnen, vgl. pars pro toto eine markt- und konsumverherrlichende Lobeshymne auf Apps in der FAZ. Obwohl App („Application“: wörtlich Anwendung) im Zusammenhang mit Computer im Grunde einfach nur „Programm“ heißt, bezeichnet der allgemeine Sprachgebrauch damit mittlerweile im engeren Sinne Programme für moderne Smartphones und Tablet-Computer. Diese müssen über einen in das Betriebssystem integrierten Onlineshop bezogen werden. Zu diesen Onlineshops zählen u. a. App Store von Apple, Windows Phone Marketplace von Microsoft, Android Market von Google, Nokias Ovi Store, AppWorld von RIM für die Blackberry-Geräte sowie PlayNow von Sony Ericsson oder Samsung Apps. Apps sind also geräte-spezifisch und machen auf unterschiedlichen Ebenen Freischaltung nötig (z.B. nach Kauf oder Registrierung). Nur wenige App-Store-Betreiber (in erster Linie Apple und Google) dominieren Angebot und Markt und kontrollieren die Art und Weise, wohin sich das Geschäftsmodell entwickelt und wie sich Entwickler und Nutzer aufeinander beziehen. Weiterlesen bei Mehring1

Buchbesprechung: „Was passiert?“ – „Bildung MACHT Gesellschaft“

Als Dokumentation und Reflexion der Proteste der Studierenden von 2009/2010 sind bei Diaphanes und im Verlag Westfälisches Dampfboot zwei wie ich finde lesenswerte Bücher erschienen. Der Band „Bildung MACHT Gesellschaft“ geht auf eine Ringvorlesung in Salzburg zurück, die von Studierenden infolge der Proteste organisiert wurde. Der Sammelband „Was passiert?“ des Autor_innen-Kollektives „Unbedingte Universitäten“ aus München enthält Stellungnahmen, Thesen, Forderungen, Flugblätter, geordnet nach den Kristallisationspunkten und Orten des Protests (von Wien über Bochum und Berlin nach Berkley und New York).

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Zur Ökonomie des studentischen Engagements in der unternehmerischen Hochschule

Die Mitwirkung in der studentischen und akademischen Selbstverwaltung gilt einerseits gesetzlich als Recht und Pflicht, andererseits sollen die Studierenden dazu gebracht werden, ‚effektiv‘ und ‚effizient‘ zu studieren. Fredrik Dehnerdt und Clara Meier fragen in einem sehr lesenswerten Artikel nach den Bedingungen und Möglichkeiten von hochschulpolitischem Engagement in der unternehmerischen Hochschule. Sie beschreiben einerseits, wie dieses Engagement ggw. juristisch eingeordnet ist, anderseits beschreiben sie, wie sich studentisches Engagement wandelt. Aus Kritik und Selbstverwaltung wird Ressource. Sie schreiben:

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Die Krise machts möglich. Verstärkter bildungspolitischer Reformsog in Griechenland [Petition]

Dass die seit 2008 andauernde Krise des Kapitalismus vor allem als Instrument der Disziplinierung eingesetzt, also weniger als Anlass genommen wird, über Politiken jenseits des Neoliberalismus nachzudenken, ist offensichtlich. Auch auf der Großbaustelle, die hierzulande das Bildungssystem darstellt, lässt sich bisher keine Abkehr von der Konzeption unternehmerischer Universitäten, Volkshochschulen etc. beobachten. Ein Licht auf die Situation in Griechenland wirft nun ein Aufruf von WissenschaftlerInnen. Es heisst dort:

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Think Tanks, Stiftungen und die neoliberale Reorganisation des Bildungssystems – GEW Privatisierungsreport 13 erschienen

Im vorliegenden dreizehnten Privatisierungsreport der GEW [hier als PDF] wird die Privatisierung des Bildungssystems anhand von Erfahrungen und Entwicklungen in den USA, in Großbritannien und Deutschland beschrieben und kritisiert. Thematisiert wird der Einfluss von privaten Stiftungen, kritisiert wird ein Modus der Politikberatung, dessen Bedeutung auch in der BRD in den letzten Jahren wächst. Stiftungen liefern Regierungen (oder Parteien) strategische Empfehlungen, „Expertise“ und Personal. In der „Räterepublik“ werden somit Stiftungen als zentrale Beratungsinstanzen hofiert – die Hartz-Kommission der roten-grünen Regierung ist dafür prominentes Beispiel, der Einfluss der Bertelsmann-Stiftung im Bildungsbereich ebenfalls. Regierungen kaufen sich auf diesem Wege Neutralität ein und können Verantwortung für ihre Politik in Teilen abwälzen.

Die zahllosen „neutralen“ Expertisen „neutraler“ Stiftungen im Bildungsbereich sind beispielhaft für diesen Sound des Sachzwangs. Der Privatisierungsreport trägt enorm viele Beispiele zusammen, leistet somit eine Art Gegenöffentlichkeit und macht versteckte Privatisierungstendenzen sichtbar.

  • / Privatisierungsreport 13 (1,1 MB) „Private Stiftungen versus demokratischer Staat – wie der Neoliberalismus weltweit das öffentliche Bildungswesen untergräbt“

Lesenswert außerdem:

  • Wernicke, Jens (Hrsg.). 2007. Netzwerk der Macht – Bertelsmann. Der medial-politische Komplex aus Gütersloh. Marburg: BdWi-Verlag.

Wem gehört die ökonomische Bildung?

Eine neue Studie [PDF] von Lucca Müller und Reinhold Hedtke über die Lobbyarbeit von Wirtschaftsverbänden in der ökonomischen Bildung verdeutlicht den Einfluss von Lobbyverbänden auf Bildungseinrichtungen. Ausgangspunkt der Studie ist die Frage: „Wer mit wem?“, also die Frage, wer in welcher Form Einfluss auf diejenigen hat, die entscheiden, was Schüler_innen zu wirtschaftlichen Themen lernen sollen.

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Wem gehört eigentlich das Institut für Angewandte Finanzmathematik in Berlin?

Unternehmen sollen ja mehr Verantwortung an den Hochschulen übernehmen, so fordert es die Bundesregierung seit langer Zeit. Von den Konsequenzen berichtet die taz in der heutigen Ausgabe. Der Berliner Politikwissenschaftler Peter Grottian hat einen Vertrag zwischen der Deutschen Bank und zwei Berliner Universitäten offengelegt. (Bzw.: Er hat den Vertrag der taz offengelegt, im Netz ist er bisher nicht zugänglich.) Im Kooperationsvertrag einigte sich die Deutsche Bank mit der HU und der TU in Berlin darauf, ein Institut für Angewandte Finanzmathematik zu gründen. Die taz schreibt: ->

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CHE-Hochschulranking: „Der Kittel brennt!“

Anfang Mai ist das neue CHE-Hochschulranking erschienen. Fein, dachte ich, probiere ich gleich aus und gebe den Studienanfänger. Auf http://www.das-ranking.de/ also flugs ausgewählt: Politikwissenschaften (Bachelor). Soll ja mal ein interessantes Studium gewesen sein. Sehr hübsch erscheint unter „Quick-Ranking“ die Hochschullandschaft vollkommen zeitgemäß als Tagwolke. Die „Studierbarkeit“ – Was ist das wohl? Aufwand pro Credit Point? – kann man einfach wegklicken – und alles gerät in Bewegung. Und, wo landet das Otto-Suhr-Institut? Nur in der dritten Liga? Da bin ich aber ein wenig enttäuscht! Naja, wer’s mag, kann das auf Facebook kundtun. Immerhin: 197 Personen gefällt das Verdaten und Vergleichen.

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3sat-Kulturzeit über Bildungssponsoring

Sehr guter Bericht neulich in 3sat: „Werbung im Unterricht. Wie die Werbewirtschaft Schüler ins Visier nimmt“: Das Geld in Kindergärten und Schulen ist knapp. Bildungssponsoring heißt deshalb seit einigen Jahren das Zauberwort. Unternehmen und Verbände sollen die leeren Kassen wieder füllen. Doch die nutzen Bildungssponsoring gezielt, um in Kitas und Schulen Markenwerbung zu betreiben. Das ist in 13 Bundesländern eigentlich verboten. Mehr lesen

Kritische Wissenschaft in der unternehmerischen Hochschule

Clemens Knobloch kritisiert in seinem absolut lesenswerten Buch „Wir sind doch nicht blöd! Die unternehmerische Hochschule“ die Implikationen und Paradoxien der neuen Macht-Architektur, welche die Hochschulreform der letzten Jahre kennzeichnen. Wie sieht sie Knobloch folgend also aus, „die Effizienz im Wanderland einer Universität, die nun endlich autonom und ohne staatliche Detailvorgaben operiert“? Als zentral beschreibt er einen Imperativ der Verdatung. Bevor ein Institut hinsichtlich seiner „Leistungsparameter“ gut da stehen kann, muss es gründlich vermessen werden. Bibliometrisch zum Beispiel, oder hinsichtlich eingeworbener Drittmittel. Knobloch beschreibt sehr anschaulich das permanente Qualitäts-Tribunal der Hochschullandschaft und die neu etablierte „Pädagogik der Rangliste“ (2010: 170). Die Botschaften, die sich mit dieser „Kontrollsemantik“ verbindet, ist klar. Erstens: Stelle dich dem Vergleich! Zweitens: Mobilisiere und optimiere dich – permanent!

Uli Brand beschreibt in seinem Artikel „Bedingungen und Möglichkeiten kritischer Wissenschaft“, was dieses neue Regime für Auswirkungen hat:

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Studieren für Geld – britische Bildungspolitik im Reformsog

Der folgende Artikel ist der Le Monde diplomatique entnommen und fasst die Debatten und die Kämpfe um die britische  Hochschulpolitik sehr gut zusammen. In diesem Zusammenhang sei auch erneut auf den Reader „Fight back“ verwiesen, der ebenfalls die Kämpfe gegen die Studiengebühren zum Thema hat.

von David Nowell-Smith, aus: Le Monde diplomatique Nr. 9442 vom 11.3.2011

 

Während die anderen Studenten mit ihren Familien beim Weihnachtsbraten saßen, verbrachte Julian Howard mit fünf Kommilitonen die Feiertage in einem ungeheizten Sitzungszimmer des Senats der Universität Kent. Seit das britische Unterhaus am 9. Dezember 2010 beschlossen hat, die Studiengebühren zu erhöhen, hielten die Studenten das Gebäude besetzt. Bis zu 9.000 Pfund Sterling (etwa 10.500 Euro) (1) können die britischen Universitäten zukünftig für ein Studienjahr verlangen.

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Ein Reader zu den Studierenden-Protesten in Großbritannien

Die Wut und die Entschlossenheit der Studierendenproteste in Großbritannien in den letzten Monaten hat wohl entscheidend dazu beigetragen, den politische Raum für eine breite Bewegung gegen die Sparmaßnahmen der dortigen konservativ-liberalen Regierung zu öffnen. Bereits im Februar ist nun ein Reader online (ab Anfang April auch im Buchhandel erhältlich), der diesen heißen Herbst wie ich finde sehr eindrucksvoll nachzeichnet. Fight Back! A Reader on the Winter of Protest.

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