Demokratie statt Fiskalpakt – Aufruf für einen grundsätzlichen Politikwechsel in der Eurokrise

In der taz von heute, ist ein sehr unterstützenswerter Aufruf der ‚Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung‘ (AKG) erschienen, in dem über 120 Wissenschaftler_innen, Künstler_innen und Aktivist_innen eine grundlegende Neuorientierung der Politik im Kontext der Eurokrise fordern. Aufruf, Übersetzungen, weitere Informationen und Möglichkeiten zur Unterzeichnung finden sich hier.

Volksbegehren zur Rekommunalisierung der Berliner Energieversorgung gestartet

Demnächst mehr zu diesem Thema, hier jedoch schon einmal ein Hinweis auf eine Kampagne des Berliner Energietisches, die in dieser Woche gestartet ist. Das Bündnis will die Rekommunalisierung der Energieversorgung und die Gründung von berlineigenen Stadtwerken durchsetzen — vor allem gegen den Energiekonzern Vattenfall.

Pressebereichte zum Kampagnenstart finden sich u.a. in der taz und bei telepolis.

Wem gehört das Institut für vergleichende Irrelevanz in Frankfurt a.M.?

Eine unternehmerische Universität ist – ihrer eigenen Rationalität folgend – unterteilt in Cost- und Profit-Center. Das Institut für vergleichende Irrelevanz in Frankfurt a.M. rechnet sich offensichtlich nicht, zumal es seit 2009 von Studierenden und Aktivist_innen besetzt und vor allem genutzt wird – für Diskussionsveranstaltungen, Konzerte, Volxküchen. Wie der AStA in einer Pressemitteilung schreibt, will die Uni das ehemalige Institut für Anglistik loswerden.

Die Nutzer_innen des Gebäudes wehren sich gegen diese Pläne:

„Unsere Arbeit ist langfristig angelegt. Deshalb fordern wir, dass die Zukunft des Instituts nicht über unsere Köpfen hinweg entschieden wird. Die Universität und die Stadt Frankfurt sollten endlich zur Kenntnis nehmen, wie wichtig das Projekt Ivi für städtisches und studentisches Leben in Frankfurt ist. Das IvI muss dauerhaft erhalten werden!“

Kritisches Denken braucht – und nimmt sich – Zeit und Raum.

Dem ist erstmal wenig hinzuzufügen. Wer das Institut für vergleichende Irrelevanz unterstützen will, kann das zum Beispiel hier tun.

„Elite-Bonds“, Normalitätsklassen und Demokratie auf Ramschniveau

Wichtiger als das Wissens, welches von der Macht instrumentalisiert wird, ist in der gegenwärtigen Krise der Eurozone (des Kapitalismus) wohl normalisierendes Wissen. An Foucault anknüpfend, beschreibt Jürgen Link das historisch jeweils durchgesetzte Normale als einen „eng vernetzten Komplex aus diskursiven Konzepten und Modellen wie praktischen Verfahren“ (Link 2006: 20). Es umfasst verschiedene, wissenschaftliche wie praktisch gesellschaftliche Verfahren der Normalisierung, des Normal-Machens, der Produktion und Reproduktion des Normalen. Sie sind „von größter Bedeutung für moderne Gesellschaften westlichen Typs“ (ebd.). Link fasst sie im Begriff „Normalismus“ zusammen.

In einem aktuellen Kommentar hat Jürgen Link nun normalismustheoretische Überlegungen in Bezug auf die aktuelle Diskussion um die sog. „Elite-Bonds“ angestellt. Er schreibt:

Read more | ›››

Die ganz alltägliche neoliberale Disziplinierung in Griechenland

Innerhalb der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus werden in vielen europäischen Ländern – so auch in Griechenland – drastische Sparprogramme implementiert. Proteste von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen bleiben bisher weitgehend ohne Folgen und kommen nur sehr schwer gegen die herrschende Sprachregelung an: „Es gibt zu all dem keine Alternativen!“ So schreibt Hans-Jürgen Urban mit Blick auf die europäischen „Stabilitätspolitiken“ und die entsprechenden Instumente ganz richtig:

Read more | ›››

„Unser Schutzschild heute ist das Buch!“

Die Nummer 22 des DISS-Journals – das Journal des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung – ist soeben erschie­nen. Der Schwer­punkt der Aus­gabe trägt den Titel „Ara­bi­scher Früh­ling, west­li­cher Herbst?“ und fragt nach Gemeinsamkeiten der jüngsten Demokratie- und Anti-Krisen-Bewegungen.

Das Interview „Unser Schutzschild ist das Buch!“ enthält Stimmen aus dem Studierendenkollektiv der Fakultät Politikwissenschaften an der Universität Sapienza vom Ende Oktober 2011. Die AktivistInnen äußern sich zu zentralen Begriffen, Aktionsformen und dem sog. book bloc.

Das gesamte Diss-Journal kann hier nachgelesen oder hier als PDF heruntergeladen werden.

Hochschulmanagement: The winner takes it all

Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob diese ganzen Initiativen im Rahmen der neoliberalen Hochschulreform wirklich alle ernst gemeint sind. Die Suche nach dem „Hochschulmanager des Jahres 2011“ ist mal wieder so ein Punkt. Auf den Thron bugsiert wird am 7.12. in Berlin durch die FTD und – wie könnte es anders sein – das Centrum für Hochschulentwicklung CHE. Gesucht wreden, so schreibt die FTD, „die besten Alphatiere an den Unis“.

Read more | ›››

Der Reiz des Rankings

The contributor of this photos is Tony Atkin

Im Auftrag gegeben durch die “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” (INSM) erscheint seit 2004 einmal im Jahr  der „Bildungsmonitor“. Wie Georg Seeßlen treffend schreibt: Ohne Rating (und ohne Ranking) wäre man ja ratlos. Das gilt wohl auch im Bildungsbereich, der mit Rankings, Berichten und Zahlenwerk seit einigen Jahren geradezu überschwemmt wird. Im Auftrag der GEW hat sich Tobias Kaphegyi dankenswerterweise mit der Rationalität des Bildungsmonitors in einer Studie näher auseinandergesetzt. Er schreibt:

Die vorliegende Arbeit versucht sich, aufgrund des bisherigen Mangels an kritischer Auseinandersetzung mit dem Bildungsmonitor, an einer mehrere Aspekte umfassenden Beurteilung, die aber bestimmt noch kritikwürdige Bereiche der Thematik unbearbeitet lässt. Doch schon in dieser sicherlich unvollständigen Gesamtschau der Mängel wird deutlich, wie wichtig eine wissenschaftliche  Auseinandersetzung mit Rankings und ihrer verblüffend großen, medialen Macht ist.

Die Studie kann hier als PDF nachgelesen werden.

taz zur versuchten Privatisierung des Atomkraft-Diskurses

Wem gehört der „Ausstieg aus dem rotgrünen Atomausstieg“ aus dem Jahr 2010? Die Sache ist kompliziert. Zum einen war ja der rotgrüne Atomausstieg kein wirklicher Ausstieg, weil er bspw. die Urananreicherungsanlage in Gronau außer Acht ließ und mit dieser unseligen Restlaufzeit-Rechnerei anfing. Das aber nur nebenbei.

Die taz hat in ihrer heutigen Ausgabe „Geheimpapiere“ der Atomlobby aufgedeckt. Geheimpapiere – das klingt jetzt sehr nach Verschwörung. Naja, vielleicht mag die taz Verschwörungen. Interessant sind die Papiere – hier nachzulesen – dennoch.

Read more | ›››

Chart-Breaker in der Krise

Ich muss gestehen, ich war am Wochenende nicht vorm Parlament in #berlin bei dieser #occupy-Geschichte. Noch schlimmer, ich hab stattdessen das Treppenhaus gefegt und mein Zimmer aufgeräumt. Jaja, ich weiß, so wird das nichts mit #worldrevolution und #globalchange. Aber: Ich habe immerhin diesen SZ-Artikel von Pat Blashill vom 4. August wiedergefunden.

Den hatte ich quasi beinahe verbaselt, was schon schade gewesen wäre, weil er auf die popkulturelle Verarbeitung der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus verweist. Pat Blashill ist der Meinung, dass in den US-Charts der sogenannte Empowerment-Pop großartige Erfolge feiert und beschreibt u.a. das Video von Ke$ha – We R Who We R, die da singt:

Read more | ›››

Buchbesprechung: „Was passiert?“ – „Bildung MACHT Gesellschaft“

Als Dokumentation und Reflexion der Proteste der Studierenden von 2009/2010 sind bei Diaphanes und im Verlag Westfälisches Dampfboot zwei wie ich finde lesenswerte Bücher erschienen. Der Band „Bildung MACHT Gesellschaft“ geht auf eine Ringvorlesung in Salzburg zurück, die von Studierenden infolge der Proteste organisiert wurde. Der Sammelband „Was passiert?“ des Autor_innen-Kollektives „Unbedingte Universitäten“ aus München enthält Stellungnahmen, Thesen, Forderungen, Flugblätter, geordnet nach den Kristallisationspunkten und Orten des Protests (von Wien über Bochum und Berlin nach Berkley und New York).

Read more | ›››

Zur Ökonomie des studentischen Engagements in der unternehmerischen Hochschule

Die Mitwirkung in der studentischen und akademischen Selbstverwaltung gilt einerseits gesetzlich als Recht und Pflicht, andererseits sollen die Studierenden dazu gebracht werden, ‚effektiv‘ und ‚effizient‘ zu studieren. Fredrik Dehnerdt und Clara Meier fragen in einem sehr lesenswerten Artikel nach den Bedingungen und Möglichkeiten von hochschulpolitischem Engagement in der unternehmerischen Hochschule. Sie beschreiben einerseits, wie dieses Engagement ggw. juristisch eingeordnet ist, anderseits beschreiben sie, wie sich studentisches Engagement wandelt. Aus Kritik und Selbstverwaltung wird Ressource. Sie schreiben:

Read more | ›››

Die Krise machts möglich. Verstärkter bildungspolitischer Reformsog in Griechenland [Petition]

Dass die seit 2008 andauernde Krise des Kapitalismus vor allem als Instrument der Disziplinierung eingesetzt, also weniger als Anlass genommen wird, über Politiken jenseits des Neoliberalismus nachzudenken, ist offensichtlich. Auch auf der Großbaustelle, die hierzulande das Bildungssystem darstellt, lässt sich bisher keine Abkehr von der Konzeption unternehmerischer Universitäten, Volkshochschulen etc. beobachten. Ein Licht auf die Situation in Griechenland wirft nun ein Aufruf von WissenschaftlerInnen. Es heisst dort:

Read more | ›››