Inflation? Hängt vom Klassenstandpunkt ab!
Die taz bringt es kurz und anschaulich auf den Punkt: Die regelmäßig veröffentlichten Inflationszahlen sind für ganze Bevölkerungsgruppen irrelevant, wenn nicht sogar falsch und damit irreführend und ideologisch verkehrt.
Bei der Berechnung der Verbraucherpreise gewichten die Statistiker faktisch die Bedürfnisse von Wohlhabenden stärker als die von Armen. Wer arm ist, muss mit einer weit höheren Preissteigerungsrate leben. Die Kluft zwischen amtlicher Preissteigerung und persönlicher Inflation liegt im sogenannten Warenkorb verborgen. In diesen packen Fachleute des Statistischen Bundesamtes (Destatis) alles hinein, was der vermeintliche Durchschnittsbürger so ge- und verbraucht … Zweifelhaft ist ebenfalls die Gewichtung langlebiger Konsumgüter wie Autos: Auch der „Kauf von Fahrzeugen“ landet nämlich im Warenkorb – mit dem dreifachen Gewicht von „Gemüse“! Doch während die Preise für Kartoffeln, Möhren und Paprika in diesem verregneten Sommer teilweise über 40 Prozent zulegten, blieben die Preise für Kauf und Betrieb von Kraftfahrzeugen nahezu gleich. … Studien von Sozialwissenschaftlern zeichnen jedoch ein gänzlich anderes Verbraucherverhalten im unteren Einkommensdrittel: … die Ausgaben für Energie und Nahrungsmittel sind „unten“ in der Gesellschaft weit höher, als es die amtliche Statistik nahelegt. Doch gerade diese Posten gelten als Preistreiber.“