Zeitschrift Grundrisse fragt: Wem gehört der Acker?

In der Zeitschrift Grundrisse fragt Andreas Exner: Wem gehört der Acker? und will damit auf gemeinsame Produktionsmittel hinaus als notwendige Erweiterung von Community Supported Agriculture (CSA).

Seit einigen Jahren werden auch in deutschsprachigen Ländern Bewegungen für eine Solidarische Landwirtschaft stärker sichtbar. Am prominentesten in dieser Hinsicht ist wohl der CSA-Ansatz, zumindest ein erster Schritt in diese Richtung. CSA steht für das englische Community Supported Agriculture, wörtlich übersetzt also eine von der Gemeinschaft unterstützte Landwirtschaft. Wo liegen ihre Potenziale, wo die Grenzen – und wie könnte eine Perspektive für eine solidarische Landwirtschaft in Mitteleuropa aussehen? Weiterlesen in den Grundrissen

Berlin, 5.4.14: Tagesseminar zur Produktion überflüssiger Menschen und ihren Folgen

Die „Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft“ laden am 5. April 2014 zu 11 Uhr ein zum „Tagesseminar zur Produktion überflüssiger Menschen und ihren Folgen“ in den Blauen Salon im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, Berlin.

In ihrer Einladung heißt es:

Ohne eigentumslose, zur Lohnarbeit verdammte Klasse kein Kapitalismus. Marx sprach ironisch von der »ursprünglichen Akkumulation des Kapitals«, um die gewaltsame Trennung der Bauern vom Land zu beschreiben. Diese Entwicklung dauert bis in die Gegenwart fort, allerdings mit einem gravierenden Unterschied zur Geschichte Europas: Immer seltener folgt auf die Proletarisierung eine einigermaßen geregelte Lohnarbeit, immer häufiger eine Existenz als Teil der globalen Überschussbevölkerung, die sich irgendwie durchschlagen muss. Weiterlesen

Project Gooseberry: Open Source Animations-Langspielfilm im Entstehen

CC Projekt Gooseberry
CC Projekt Gooseberry

Die Blender-Foundation setzt sich für Open Source ein, nicht nur indem sie die Entwicklung von „Blender“ vorantreibt, einem mächtigen Werkzeug zur Herstellung von digitalen Filmen, sondern auch indem sie die Leistungsfähigkeit dieses Werkzeugs durch die Produktion von Filmen unter Beweis stellt – Filme, die wiederum unter Open Source-Lizenzen frei zugänglich und aufführbar sind. Das Gesamtprojekt Blender liefert damit ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Produktion von (Kultur-)Gütern und die Aneignung der dazu notwendigen Produktionsmittel Hand in Hand laufen können – wenn es das zugrundeliegende Eigentumsmodell zulässt bzw. sogar herausfordert.

Vier Open Movies hat die Blender Foundation bisher realisiert: Bei „Elephants Dream„, „Big Buck Bunny„, „Sintel“ und „Tears of Steel“ handelte es sich jeweils um Kurzfilme mit Längen unter 20 Minuten. Jetzt plant die Blender Foundation ihren ersten Langspielfilm, der – im Gegensatz zu den Kurzfilmen, die in Amsterdam entstanden – von weltweit verteilten Teams hergestellt werden soll, wenn die gerade angelaufene Crowdfunding-Kampagne erfolgreich ist. Einen Titel gibt es noch nicht, nur den Projektnamen: Gooseberry, englisch für Stachelbeere und die Story ist noch geheim, aber die Hauptrolle spielt ein Schaf, das „ein interessantes Leben hat“.

Keimformen, zur Realutopie zusammengedacht

Der Autor der Broschüre „Freie Quellen oder wie die Produktion zur Nebensache wurde“, Christian Siefkes, dankt den (…) den Beteiligten des World-Cafés zum Thema „Produktionsstrukturen transformieren“ auf dem Keimform/RLS-Workshop „COM’ON!“ im Dezember 2011. Manche der dort diskutierten Ideen sind direkt in den Text eingeflossen. Vielen Dank für diesen Text!

Braindrain und Antiziganismus in Europa

bdEin lesenswerter Artikel in der heutigen Berliner Zeitung darüber, wie das Problem der Armut nicht nur in Rumänien und Bulgarien umgedeutet wird zu einem Roma-Problem. Vor allem der Hinweis auf den Braindrain (z.B. gut ausgebildeter MedizinerInnen) aus den armen in die reichen europäischen Länder verdient Hervorhebung:

Beide [Deutschland und Großbritannien; ME] haben für Rumänen und Bulgaren ihren Arbeitsmarkt erst am 1. Januar ganz geöffnet. Vor Jahren aber schon sind für gefragte Berufsgruppen – vor allem Ärzte und Krankenpflegepersonal – alle Barrieren gefallen. Personalagenturen werben die Medizin-Absolventen an, organisieren ihnen den Papierkram und den Deutschkurs, suchen eine Stelle und eine Wohnung. Ganze Jahrgänge gehen beinahe geschlossen nach Westen. Die Gebliebenen müssen für 200 Euro im Monat doppelt schuften. Rumänien hat die niedrigste Ärztedichte Europas und bildet für das reiche Deutschland die Mediziner aus. Das Motto ist: Die Ärzte sollen kommen, aber deren mögliche Patienten sollen bleiben, wo sie sind.

So wird aus dem Recht auf Freizügigkeit das Recht der reicheren EU-Länder, sich aus dem Potenzial der Zuwanderer die Rosinen herauszupicken – der angeblichen Einwanderung in die Sozialsysteme steht ein tatsächlicher Export des Ärzte- und Pflegermangels gegenüber. Quelle

Dieser real existierende massenhafte „Diebstahl“ gut ausgebildeter Fachkräfte durch die BevölkerungspolitikerInnen und HumanressourcenmanagerInnen der reichen europäischen Länder steht im Kontrast zu einem der antiziganistischen Standardvorurteile (vgl. hierzu z.B. einen einschlägigen Artikel in der aktuellen MALMOE), das den Roma Kindesentführungen andichtet. In diesem Kontrast strahlt die neo-koloniale Scheinheiligkeit auf, die die innereuropäischen Verhältnisse zunehmend prägt.

Vielen Dank, Nato!

Keiner kann es den Commons zum Vorwurf machen, wenn die grundsätzlich Falschen sich plötzlich als Beschützer der Commons inszenieren. Vielmehr müssen wir es zur Kenntnis nehmen und entschlüsseln bzw. übersetzen: Wenn die Nato von „Assured Access to the Global Commons“ spricht, dann kann das nur das Gegenteil von dem bedeuten, was Commons global macht: Die Aneignung dieser Commons durch den mächtigsten Militärapparat der Welt zu den Bedingungen und zur Sicherung der Wirtschaftsweise, die diesen Militärblock hervorgebracht hat, finanziert und der zu deren Weiterexistenz nötig ist.

Inflation? Hängt vom Klassenstandpunkt ab!

korbDie taz bringt es kurz und anschaulich auf den Punkt: Die regelmäßig veröffentlichten Inflationszahlen sind für ganze Bevölkerungsgruppen irrelevant, wenn nicht sogar falsch und damit irreführend und ideologisch verkehrt.

Bei der Berechnung der Verbraucherpreise gewichten die Statistiker faktisch die Bedürfnisse von Wohlhabenden stärker als die von Armen. Wer arm ist, muss mit einer weit höheren Preissteigerungsrate leben. Die Kluft zwischen amtlicher Preissteigerung und persönlicher Inflation liegt im sogenannten Warenkorb verborgen. In diesen packen Fachleute des Statistischen Bundesamtes (Destatis) alles hinein, was der vermeintliche Durchschnittsbürger so ge- und verbraucht … Zweifelhaft ist ebenfalls die Gewichtung langlebiger Konsumgüter wie Autos: Auch der „Kauf von Fahrzeugen“ landet nämlich im Warenkorb – mit dem dreifachen Gewicht von „Gemüse“! Doch während die Preise für Kartoffeln, Möhren und Paprika in diesem verregneten Sommer teilweise über 40 Prozent zulegten, blieben die Preise für Kauf und Betrieb von Kraftfahrzeugen nahezu gleich. … Studien von Sozialwissenschaftlern zeichnen jedoch ein gänzlich anderes Verbraucherverhalten im unteren Einkommensdrittel: … die Ausgaben für Energie und Nahrungsmittel sind „unten“ in der Gesellschaft weit höher, als es die amtliche Statistik nahelegt. Doch gerade diese Posten gelten als Preistreiber.“

Letzte Reue

Stefan Meretz weist in seiner neuen Kolumne fürs ND auf eine erschreckende Gemeinsamkeit der bilanzierenden letzten Gedanken Sterbender hin:

»Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben und nicht das, was andere von mir erwarteten.« Es geht also um Fremdbestimmung. Hier wird sie in Form der Erwartungen anderer ausgedrückt. … Die nächste Tatsache, die Sterbende bereuen, identifiziert den dahinter stehenden Strukturzusammenhang sehr genau: »Ich wünschte, ich hätte nicht so hart gearbeitet.« Die Arbeit erscheint im Rückblick oft als das, was sie mitten im Leben nicht sein darf: eine knechtende, zwanghafte Tätigkeit.

Den ganzen Beitrag im ND online lesen.

Weniger wachsen? Schrumpfen!

logo-degrowth-headerDass es mit dem auf Ausbeutung, Mord und Naturzerstörung basierenden westlichen Wachstumsmodell nicht ewig so weitergehen kann, ist selbst überzeugten Kapitalismusbefürwortern mittlerweile klar. Aber Schrumpfen klingt nicht gut, und die gute alte Wachstumskritik kommt labeltechnisch auch ziemlich sperrig rüber. Wenn schon nicht das locker luftige „Décroissance“, dann doch wenigstens „Degrowth“: Unter diesem Titel wird 2014 eine große Konferenz in Leipzig in Form von wissenschaftlichen, praxisorientierten und künstlerischen Beiträgen an drei Themensträngen arbeiten: 1. Gesellschaft organisieren. Emanzipatorische Politik. Partizipation. Institutionen. 2. Sozial-ökologisch Wirtschaften. (Re)Produktivität. Commons. Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur. 3. Gemeinschaft leben. Buen vivir. Creative Commons. Wissen & Technologie. Mehr lesen

Parklücken zu Einraumwohnungen

unrealestateskizzeDie Open Design-Fraktion hat sich wieder was einfallen lassen: Einen Open Source Bauplan für einen Wohnwagen, der auf einem Hänger steht. Das „Unreal Estate House“ – frei übersetzt: Anti-Immobilien-Markt-Haus. Es darf anstelle eines Autos in einer Parklücke stehen, sobald und solange es als Hänger angemeldet ist. Dauerhaftes Wohnen darin ist nicht erlaubt, da verläuft die Kampflinie mit den Verteidigern des automobilen Landgrab in den Innenstädten. Für ein Pilotprojekt ist der Prototyp des Wohnwagens immerhin „legalisiert“: Er ist als Kältehilfe-Mobil angemeldet und darf den Winter über in Berlin-Kreuzberg stehen. Alles weitere geht über Entwicklung und Promotion eines Bauplans hinaus und wäre Sache einer Bewegung: In einer Stadt, in der günstiger Wohnraum knapp ist, aber der Großteil des Parkraums kostenlos von Autos zugestellt werden darf, das Konzept Squatting/Besetzung nicht auf öffentliche Grünanlagen auszuweiten, sondern auf durch Automobilisten quasi schon privatisierten Parkraum.

Keynesianismus als neoliberale Strategie

Kurzfristig ist Wirtschaftsbelebung durch Schulden sicherlich kein Problem. Die langfristige Unterfinanzierung der Staaten ist aber sicherlich ein Problem, und sie ist eine mächtige Triebkraft des Neoliberalismus: Denn irgendwann steht der Staat vor so großen Finanzierungsproblemen, dass Privatisierung, Abbau staatlicher Leistungen unumgänglich werden und sich der Staat generell als funktionsuntüchtig erweist. Es war immer die Strategie der Neoliberalen, die Schuldenstände hochzutreiben um den Staat zu ruinieren und ihn damit erst so funktionsuntüchtig zu machen, wie sie immer behauptet haben, dass er ohnehin wäre. Nie stiegen die Defizite in den USA etwa so rasant wie unter Reagan und Bush.“ (Herv. ME)

Weiterlesen im Interview mit Robert Misik, der sich nicht traut, seinen „guten“ Kapitalismus Sozialismus zu nennen. Ansonsten gut. Außer vielleicht: Wer weder Privatisierungen noch Schulden möchte, der sollte Enteignungen dort, wo Vermögenskonzentrationen gesellschaftsschädlich werden, wenigstens mal rein theoretisch in Betracht ziehen, als „gesellschaftliche Aneignung“ vielleicht. Und praktisch gibts auch Ansatzpunkte.

Armut und existenzielle Perspektivlosigkeit als Flucht- und Migrationsgründe

Armut und MigrationWarum werden Armut und existenzielle Perspektivlosigkeit nicht als Flucht- und Migrationsgründe in Europa anerkannt? Dem mit dieser Leitfrage verbundenen Fragenbündel will das Grundrechtekomitee mit einem Studientag nachgehen. Weltweit versuchen Millionen von Menschen unerträglichen Lebensbedingungen, die durch Armut, Zerstörung der Umwelt und der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen und Gewalt bestimmt sind, zu entkommen. Die Chancen für diejenigen, die aus den Randzonen der Globalisierung migrieren, in einem europäischen Land Aufnahme zu finden, sind äußerst gering. Denn „Armut und Zukunftslosigkeit“ werden nicht als legitime Fluchtgründe anerkannt. Die europäischen Staaten behalten sich zudem das Recht vor, darüber zu entscheiden, wer in ihr Land einreisen, sich dort aufhalten und niederlassen darf und wer nicht. Diese „Staatensouveränität“ und ihre zugehörige „Staatsbürgerschaft“ sind Teil der Produktionsbedingungen „illegaler Migration“, die in Europa zugleich aufwendig und folgenreich bekämpft wird.

StudientagFlyer und Programm (PDF)
Sonntag, 29. September 2013 | 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Frankfurt | Heinrich-Heine-Str. 3 | SAALBAU Frankfurt-Nied | Clubraum 5

Das Netz, die Eigentumsfrage und digitale Commons

PiratenzauberDie Kämpfe um ökonomische Vorherrschaft und Kontrolle im Internet haben in einer Intensität zugenommen, die über das bislang Bekannte weit hinausreichen. Mit ihnen werden die Grundlagen eines Systems der offenen Informationsbereitstellung zur Disposition gestellt. Der Artikel von Jürgen Scheele aus dem Buch mit dem Titel „Piratenzauber“ zeigt ausgewählte wirtschaftliche und technologische Determinanten dieser Entwicklung auf.