Wer derzeit in Griechenland ist, kann keine Musik mehr bei I-Tunes erwerben, kein Buch bei Amazon kaufen, keine neuesten Apps bei Google laden. Das ist zunächst mal keine Meldung wert, bedenkt man, dass diese Dienste aus Perspektive emanziptiver Internetpoltik eh keinen Cent wert sind. Die Überwachung der Nutzer_innen ist allumfassend, Alternativen werden schwer angenommen. Besonders spannend ist demnach die vermehrte Nutzung von Bitcoins für transnationale Geldtransfers. Weiterlesen
Bitcoin, die digitale Währung, beschäftigt die Gemüter. Die einen haben Sorge wegen der unerwarteten und unberechenbaren Konkurrenz auf dem Markt der Währungen, die anderen nutzen die neue Kryptowährung einfach zum Gelderwerb an klassischen Banken, Wirtschaftsgrößen und Finanzbehörden vorbei.
Auf Telepolis ist zu lesen, dass größere Investmentchefs befürchten, Bitcoin könnte erfolgreich sein. Stephan Kaufmann berichtete in der FR, dass trotz der Schließung der größten Bitcoin-Börse Mt.Gox und des Verlustes von vermuteten sieben Milliarden Dollar, der Ausverkauf ausblieb und die Kurse bei 500 Dollar stabil blieben. Und all das, obwohl nicht einmal Bankraub ausgeschlossen ist: Hacker knacken beispielsweise die Schwachstellen in der Software der Bitcoin-Banken, wie in der Berliner Zeitung zu lesen ist. Woher speist sich also das Vertrauen in die Währung, die open source und peer2peer daher kommt?
Aber die Bitcoin-Community kümmert sich nicht um die Stimmigkeit währungstheoretischer Begriffe. Stattdessen prägte sie den Slogan “In Cryptography We Trust”. Wo auf der Dollarnote als Letztinstanz des Vertrauens noch Gott ins Spiel gebracht wird, ist es hier ganz profan die Verschlüsselungsmathematik. Die Grundsätze dieser Sparte der “exaktesten aller Wissenschaften” haben im gegebenen spatio-temporalen System so etwas wie Naturgesetzcharakter. Vielleicht ist Naturgesetzlichkeit die Zwangsinstanz, die im Bitcoincode das Militär ersetzt. Bitcoin wäre also so lange “richtiges” Geld, bis wer einen Fehler im Code findet (oder das Raum-Zeit-Gefüge und damit die geltende Mathematik verschiebt). Dann wäre mit einem Schlag alles Vertrauen weg – zuerst das der Spekulierenden.
Bitcoin (BTC) wurde von Satoshi Nakamoto im Jahr 2009 als eine neue elektronische oder besser virtuelle Währung vorgestellt, die ein Äquivalent zum Bargeld im Internet sein soll. Anstatt Kreditkarten oder Überweisungen zum Einkaufen im Netz zu benutzen, installiert man eine Software auf seinem Computer, den Bitcoin Client. Dieser erlaubt dann, unter einem Pseudonym Bitcoins an andere Nutzer zu senden, d.h. man gibt die Anzahl an Bitcoins und den Empfänger ein und die Transaktion wird anschließend über ein Peer-to-Peer-Netzwerk abgewickelt. Bitcoins können zur Zeit auf ein paar hundert Websites zum Einkaufen verwendet werden, darunter um Währungen, Web Hosting, Web Space, Web Design, DVDs, Kaffee, Kleinanzeigen zu kaufen. Auch kann man dank Bitcoin via Internet an Wikileaks spenden oder Glücksspielseiten benutzen, was praktisch sein kann, wenn diese im betreffenden Land verboten sind. Was allerdings Bitcoin zumindest für kurze Zeit große öffentliche Aufmerksamkeit verschaffte, war die Möglichkeit über eine Kleinanzeigenseite namens „Silk-Road“ verbotene Drogen zu kaufen. Weiterlesen