Trouble in Reichland

Selbst im Krieg gibt es für bestimmte Menschen Aufschwung: Diejenigen, die daran verdienen und nicht in die Schlacht ziehen müssen. Für eine kleine, radikale Minderheit geht es immer bergauf. Mit der Mehrheit der Menschen hat der Aufschwung, von dem derzeit in den Medien die Rede ist, nichts zu tun. Zudem liegen Milliarden an toxischen Papieren in sogenannten Bad Banks, also staatlichen Banken, die irgendwann völlig wertlos werden. Allein 230 Milliarden Euro von der Hypo Real Estate. Die Lasten dafür soll die Masse der Bevölkerung tragen. Mehr lesen

Helle Panke Herbstakademie: Krise, Commons und Kommune – Strategien der Transformation

Die Krise des neoliberalen Kapitalismus wird und wurde durch massive Verschiebung von gesellschaftlichem Reichtum zu Bankensektoren und Konzernen bearbeitet. Damit rücken Fragen der Organisation des Gemeinwesens in den Blick: wie ist es politisch verfasst, wie wird es finanziert, welche Vorstellungen vom Verhältnis von Einzelnen und Gesellschaft, von Demokratie und Teilhabe, von Öffentlichem und Privatem werden darin organisiert? Ein Kristallisationspunkt ist die Diskussion um „Staatsverschuldung“, die – zunächst vermittelt über Kritik an „griechischen Zuständen“, Behauptungen über Verschwendung und überhöhte individuelle und gewerkschaftliche Ansprüche – Zustimmung zu gesellschaftlichen Umbauprojekten von oben organisieren soll.
Mit der absehbaren Verarmung der Kommunen, Privatisierungen und Gebührenerhöhungen und dem Einfrieren von staatlichen Leistungen und „freiwilligen Staatsaufgaben“ werden die Kommunen und „das Öffentliche“ wichtige Orte von Auseinandersetzung. Zu fragen ist nach Konzepten linker Politik und Transformation, nach theoretischen Konzepten und Auswertungen von Erfahrungen von Strategien der Vergesellschaftung, von Gemeineigentum und demokratischer Kontrolle. Seminarplan, Anmeldung und mehr

Negri und Hardt über die Rolle der Metropole…

…als Produktionsort, -subjekt und -objekt des Gemeinsamen („Common“), von wo aus die gegenwärtige Form des Klassenkampfes, der commons-basierte Exodus, über die kapitalistischen Verhältnisse hinausgeht:

Ein ungeheures Reservoir des Gemeinsamen ist die Metropole selbst. Die Entstehung der modernen Städte war, wie Stadtforscher und Architekturhistoriker aufzeigen, eng verknüpft mit der Entwicklung des Industriekapitals. Die geografische Konzentration von Arbeitern und Ressourcen, die Nachbarschaft anderer Industrien, das Vorhandensein von Kommunikations und Verkehrsmitteln und andere Merkmale des städtischen Lebens sind notwendige Elemente der industriellen Produktion. Während des gesamten 19. und 20. Jahrhunderts determinierten Industrie und Fabrik, ihre Erfordernisse, Rhythmen und Formen gesellschaftlicher Organisation das Wachstum der Städte und die Merkmale des urbanen Raums. Heute nun werden wir Zeugen einer Verschiebung, nämlich des Übergangs von der industriellen zur biopolitischen Metropole. In der biopolitischen Ökonomie gibt es eine intensivere und unmittelbarere Beziehung zwischen dem Produktionsprozess und dem Gemeinsamen, das die Stadt im Kern ausmacht. Die Stadt ist nämlich nicht bloß eine bauliche Umgebung, die aus Häusern, Straßen, U-Bahnlinien, Parks, Abwasserkanälen und Telekommunikationskabeln besteht, sondern sie ist zugleich die lebendige Dynamik kultureller Praktiken, intellektueller Kreise, affektiver Netzwerke und sozialer Institutionen. Solche Elemente des Gemeinsamen, wie man sie in der Stadt antrifft, sind gleichermaßen Voraussetzung und Ergebnis der biopolitischen Produktion; die Stadt ist die Quelle des Gemeinsamen und das Bassin, in dem es zusammenfließt. (Wir werden die Dynamiken der biopolitischen Metropole ausführlicher im Anschluss an den vierten Teil erörtern, im Abschnitt »De corpore 2«.)

Den Volltext gibts online leider bisher nur in englischer Sprache zum Download, hier oder hier, oder zur Not eben selber googeln.

Zur Kritik von Permakultur von links

Das Konzept Permakultur gilt als gleichzeitig praxiserprobt und zukunftsweisend. Mittlerweile nimmt auch die Debatte über eine Gesellschaft jenseits kapitalistischer Verhältnisse, die vielleicht schon hier und heute anfängt („Solidarische Ökonomie“), bezug auf Erfahrungen mit Permakultur. Werden deren Prinzipien gesellschaftlich verallgemeinert („Soziale Permakultur“), so finden sich mittlerweile aber auch sehr kritische Stimmen aus den linken sozialen Bewegungen, vgl.: Kritische Gedanken zu „Earth Charter“, „sozialer Permakultur“ und mehr

Neues Buch zur Theorie des bürgerlichen Privateigentums

haslbauerEigentum – einen Gegenstand ideell als Seinen zu nehmen – ist heutzutage das Selbstverständlichste von der Welt. Der weltweit gültige Konsens kontrastiert mit einer offensichtlichen Unkenntnis, was für ein Verhältnis die Menschen mit dem Eigentum zum einen zu sich, aber auch zu den Dingen und letztlich den anderen Menschen einnehmen. Mit der Rückführung von Eigentum und Person auf ihren gesellschaftlichen Grund erweisen sich diese Inbegriffe individueller Freiheit ausgerechnet als Dienstbarkeit für das Prinzip bürgerlichen Wirtschaftens, den »Heißhunger nach Mehrarbeit«. Es erhellen sich in der Folge die bekannte Deformation des Individuums wie die Korrosion der menschlichen Beziehungen, und letztlich auch der fatale Wille zur Unterwerfung unter eine allmächtige gesellschaftliche Instanz. Mehr lesen

Gemeingüter-Report

Nicht erst seit der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften an Elinor Ostrom erleben die Gemeingüter eine Renaissance. Die gemeinschaftliche Verwaltung von Ressourcen macht Hoffnung auf ein besseres Wirtschaften. Der Gemeingüter-Report (Download PDF, 52 Seiten, 2MB) stellt die „Allmende“ in leicht verständlicher Form vor. Ende Juni hatte Stefan Meretz sich auf einem Tagesworkshop des ppg-Netzwerks kritisch mit dieser grünen Auffassung von den Commons eingelassen (Download seiner Präsentation als PDF). Mehr lesen

Die dunkle Seite der Commons

Dark Side of the ForceBenni Bärmann nennt es “commons-based peer-destruction“. Diese folgt den selben Prinzipien wie ihr heller Vetter, die commons-based-peer-production, wirkt aber nicht emanzipativ und lebendig, sondern unterdrückend und tot. Anhand der beiden Beispiele „Mobbing“ und „Al Kaida“ demonstriert er vor allem seine Ratlosigkeit. Gibt es irgendetwas, das diese Beispiele von peer-production, wie wir sie bisher verstanden haben, unterscheidet? Wenn ja: Was könnte das sein? Wenn nein: Ist das gut oder schlecht? Hängen diese Probleme vielleicht mit der Frage der Rolle der Gemeinschaften für die commons zusammen? Mehr lesen

Stigmergie

StigmergieAbteilung Begriffe bzw. Konzepte, die den Aufstieg in den allgemeinen Sprachgebrauch und in die allgemeine Praxis verdient hätten: Stigmergie. Stigmergie ist ein Begriff zur Beschreibung, wie Kommunikation in einem dezentral organisierten System, das eine große Anzahl von Individuen umfasst (etwa einem Schwarm, vgl. Schwarmintelligenz), koordiniert wird: Die Individuen des Systems kommunizieren miteinander, indem sie ihre lokale Umgebung modifizieren. Das gemeinsam Erstellte wird gleichsam zur allgemeinen Anleitung dafür, wie mit dessen Erstellung fortzufahren ist. Produkt und Dokumentation des Produktionsprozesses sowie die Planung der weiteren Ausrichtung der Produktion fallen ineins (vgl. Elliott 2006).

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Buchtipp: Nachhaltiges Vorsorgen für das Leben nach der Wirtschaft

SubcomaFür alle, die sich mit ihrer Kommune auch heute schon mit globaler Perspektive aus dem Kapitalismus verabschieden wollen: Den Ratgeber dazu gibts schon eine Weile (kein Scheiß). Er erschien 2000 und konjugiert das Problem vor dem Hintergrund Zürich durch: „Subcoma – nachhaltig vorsorgen für das Leben nach der Wirtschaft – P.Ms hilfreiches Haushaltsbuch“. Wie läßt sich eine gerechte Welt bei minimalem Kapitalismus und ebensolchem Energieverbrauch organisieren. Mehr lesen

Commons-Workshop

Heute trafen sich Commons-Aktivist_innen und Interessierte aus der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der kommunalen Arbeit der Linkspartei, um über das politische Potenzial des Commons-Ansatzes zu sprechen. Zu Beginn stellte Stefan Meretz eine problemorientierte Präsentation zu den Commons vor (Download als PDF). Dabei ging es um mögliche Differenzen eines »grünen« und »linken« Commons-Begriffs sowie das Verhältnis des in der LINKEN verbreiteten Begriffs des »Öffentlichen« zum Begriff der »Commons«.

Gutes Gewissen, sanftes Ruhekissen

In einem halben Jahr ist schon wieder Weihnachten. Daher jetzt rechtzeitig wiederaufgewärmt eine passende, einschlägige Geschichte: Wie der Kapitalismus wieder einmal nicht ökologisch und sozial wurde, von Marcus Hammerschmitt:

Heuer gibt es bei mir zu Weihnachten Elektronik, wie bei vielen der deutschen Weihnachtsteilnehmer. Und so sitze ich hier, buchstäblich von Verpackungsmüll, Bedienungsanleitungen und dergleichen mehr umgeben – wie ein Kind, das den Süßigkeitenschrank gefunden hat. Glücklich, weil das meiste funktioniert. Nicht so ganz so glücklich, weil ich, wie die meisten, weiß, dass dieses Funktionieren seinen Preis hat. Es kostet krumme Rücken in Shenzhen, Menschenleneben im Kongo, rasierte Regenwälder auf Borneo (siehe Blut durch Öl) und wieder Menschenleben in Alang und Chittagong.

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Berlin-Kreuzberg: Stadtspaziergang für Freundinnen und Freunde der Solidarökonomie

Von der Imbissstube über Fränchriseunternehmen an städtischer Bäckerkultur vorbei bis zu Biolebensmitteln. Ein Spaziergang durch Kreuzberg über Ernährung, Marktpolitik, Arbeitsverhältnisse und Alternativansätzen. Nach dem im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frisch serviert vom Krisenherd“ ein kleiner Spaziergang durch Kreuzberg ausgearbeitet und „abgelaufen“ wurde, gibt es nun die sommerliche Wiederholung. Der Spaziergang ist mit ca. 2 Stunden und etwa 3,5 km Strecke eher entspannt.

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Fab@home

fabberDigital Fabricators (kurz Fabber, auch 3D-Drucker) sind Geräte, die materielle, 3-dimensionale Gegenstände aus auf Computern gespeicherten Daten, meist in Form von CAD-Daten übergeben, erzeugen. Die Open-Source-Bewegung überschreitet jetzt die Grenze zwischen immaterieller und materieller Produktion und macht sie dadurch irrelevant: Fabber auf der Basis von OpenSource-Lizenzen, selbst hergestellt, können im Prinzip jedes Bauteil liefern. Dadurch wird im Prinzip jede weitere, komplexere Maschine herstellbar. Und damit wäre in letzter Konsequenz die patentgestützte Kontrolle der Produktionsmittel durch die Privateigentümler auch im materiellen Bereich unterlaufen… Mehr lesen (leider nur in englisch)

RLS-Forum: Sozialistische Politik zur Überwindung des Finanzmarktkapitalismus

Das Regime des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus befindet sich in einer Systemkrise. Sicherlich: Maßnahmen zur Verhinderung einer Kernschmelze der Finanzmärkte und des Zusammenbruchs von Realwirtschaft, Arbeitsmarkt und Sozialsystem sind unverzichtbar. Aber die Erschütterungen der globalen Finanz-, Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialkrisen zwingen dazu, erneut über Alternativen zum Kapitalismus nachzudenken. Dieses konferenzförmige Forum am 25. und 26. Juni in Berlin setzt sich mit den Anforderungen an sozialistische Transformationsprojekte auseinander, die sich aus der Systemkrise des Kapitalismus ergeben. Diskutiert werden sollen neue Wege der Transformation der kapitalistischen Produktions-, Lebens- und Regulationsweise. Dabei geht es vor allem um die Rolle des Staates und eine Umgestaltung des neoliberal deformierten Staates, um die Bedeutung der Eigentumsfrage im 21. Jahrhundert, um neue Ansätze wirtschaftsdemokratischer Steuerung, um Chancen und Wege einer solidarischen Ökonomie und Lebensweise. Mehr lesen

Neues Buch: Wir können auch anders…

halbinseln-gegen-den-stromFriederike Habermann hat ein vorzügliches Buch geschrieben: »Halbinseln gegen den Strom. Anders leben und wirtschaften im Alltag«. In zehn Hauptkategorien unterteilt werden rund hundert Projekte vorgestellt, die als »gelebte Alternativen zu Kapitalismus, Geld und Tauschlogik« es irgendwie anders machen. Dieses »irgendwie anders« sieht sehr unterschiedlich aus: Von Umsonst-Projekten mit dem expliziten Anspruch, die Verwertungslogik des Kapitalismus auszuhebeln bis zu Projekten, die den Alltag billiger, einfacher und angenehmer gestalten. Mehr lesen