Bilanz
2012 erschien „0,1 %. Das Imperium der Milliardäre.“ Die Bilanz der Analyse der hartnäckigen, jahrzehntelangen Auseinandersetzung Hans Jürgen Krysmanskis mit diesem Thema. Vor wenigen Tagen ist er gestorben. Der Titel des Buches war sorgfältig gewählt: die „0,1 %“ markierten die Gegenmacht, die Milliardäre waren für ihn der Kern der „Geldmacht“ des Superreichtums, das „Imperium“ die Struktur und Reichweite der Macht, die er seit Jahrzehnten immer neu mit dem „American Empire“ verknüpfte. Damit schloss er an an Marx und Weber, an die power structure research, die politische Geschichte der Kämpfe zwischen arm und reich, letztlich an die immer neuen Klassenauseinandersetzungen.
Ihm ging es um das strukturierende Zentrum im Kapitalismus. Er sah es in dem Komplex der Geldmacht, dem Ort der Privatesten des Privaten und der seit Beginn der Geschichte des Kapitals ununterbrochen aufsteigenden, schon lange global gewordenen Souveränität: „Souverän ist, wer über die Geldmacht verfügt.“ Dieser eine Ort des Reichtums ist immer ein Ort des Eigentums und ein Auffangbecken für die akkumulierten Werte.
Krysmanski („Krys“) hat diesem Thema Dutzende von Artikeln und Bücher gewidmet, Studienfahrten, Vorlesungen, Seminare, Filme, Bilder. Zahlreiche Beiträge dieses Blogs – und auch seine Erfindung – haben mit ihm zu tun. Seine Website trägt wie keine andere Material zum Thema Reichtum, Kapital und Herrschaft zusammen. Das war beste Soziologie: „Umwälzungswissenschaft“ (Krys), die unseren Blick auf Imperien, auf ihre Kriege, auf Richistan und ihre Geschichte verändert hat – neugierig, spöttisch, lachend, skurril, charmant, klug, tückisch, gebildet, nachdenklich. Krys verabschiedet sich mit einer roten Socke.