Neues Buch: Solidarische Ökonomie und Commons
Annotation aus dem ak (vorm. Arbeiterkampf) – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 575 / 21.9.2012
Solidarische Ökonomie und Commons – »welcher der Begriffe jeweils Verwendung findet, hängt von persönlichen Vorlieben ab und davon, in welchem Diskussionszusammenhang man gerade steht«, schreiben die AutorInnen. Dennoch bleibt der Eindruck, eher zwei Einführungen in einem Buch zu lesen als einen Brückenschlag zwischen zwei aktuellen Debatten, die sich um ähnliche Konzepte drehen. Die Commons-Debatte wird fundiert aufgearbeitet, vom Kapitalismus-Verständnis über historische »Einhegungen« bis zu aktuellen Kämpfen um Digitale Commons und Ernährung. Für die AutorInnen stellen Commons potentiell die Keimform einer postkapitalistischen Gesellschaft dar – ihre Produktion ist nichtkapitalistisch, und zugleich erlangen die Beteiligten eine gewisse Unabhängigkeit von Markt und Staat: »Indem sich Lohnabhängige Produktionsmittel aneignen, können auch kapitalistische Betriebe Commons werden.« Andere solidarische Wirtschaftspraktiken werden nur genannt, nicht aber so reflektiert, dass interessierte Laien deren emanzipatorische Möglichkeiten einschätzen können. Neu für die deutschsprachige Diskussion ist, dass eine theoretische Perspektive, nämlich die Commons-Perspektive, die Grundlage der Analyse Solidarischer Ökonomie bildet. Auch die Kritik am baskischen Genossenschaftskomplex Mondragón ist bemerkenswert: Mit treffenden Argumenten wird gezeigt, dass Mondragón nicht als Vorbild gelten kann. Das sehen viele bisher anders.
Andreas Exner, Brigitte Kratzwald: Solidarische Ökonomie & Commons. INTRO. Eine Einführung. Mandelbaum Verlag, Wien, 2012. 138 Seiten, 10 EUR