Da gibt es den Vermögensforscher Thomas Druyen. Er ist seit 2007 Professor des Lehrstuhls für vergleichende Vermögenskultur an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien, seit 2006 am Institut für Soziologie Universität Münster Direktor des Forums für Vermögensforschung und es gibt ihn auch schon länger am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin. Weiter gab es ihn etwa im Vorstand der Schweizerischen Peter Ustinov Stiftung, es gibt ihn noch als Kuratoriumspräsident der Stiftung Dialog der Generationen in Düsseldorf und als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Kloster Steinfeld. Auch gibt es ihn als Texter. Und er ist glücklich verheiratet mit Jenny Jürgens, der Tochter von Udo Jürgens, über dessen Vermögen er offen spricht.
Ja, und Teufel aber auch, es gab ihn sogar von 2003 bis 2007, als er auch vor delikaten Verbindungen nicht zurückscheute, weshalb wir an dieser Stelle das London Speaker Bureau über, wie es sagt, den „derzeit bedeutendste(n) Wissenschaftler Europas, der sich schwerpunktmäßig der Forschung des Themas ‚Vermögenskultur’ widmet„, sprechen lassen wollen: „Von 2003 bis 2007 war er Direktor und Leiter der Abteilung Special Relations bei der LGT Deutschland, der Privatbank der Fürstenfamilie von Liechtenstein. Außerdem ist er Chefredakteur des LGT Journals für Vermögenskultur.“ Dieser neuerdings ganz unglücklich in die Schlagzeilen gekommene Einrichtung ist er jetzt eben wieder zur Seite gesprungen, in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende, wo er interviewt wurde und doch tatsächlich herausgefunden hat: „Alle wollen immer reicher werden. Die Glücksforschung ist zu dem Ergebnis gelangt, dass der Mensch nie genug Geld kriegen kann. Das gilt für alle Menschen“.
Professor Druyen, ehemals LGT – das ja neuerdings so schmählich als Dorado des Verbrechens denunziert wird – hat auch eine für ihn und andere nützliche Unterscheidung erarbeitet: Meine Gegenüberstellung beruht auf Reichen, die sich nur um sich selber kümmern, und Vermögenden, die Verantwortung auch für die Gesellschaft übernehmen. (…) Der Begriff „Vermögende“ wird im Grunde wie eine Auszeichnung verliehen. Dazu muss man für die Gemeinschaft etwas Gutes getan haben. Ich interviewe nur Vermögende, nicht Reiche. (…) Wer mehr Glück hatte, auch wenn er mehr Leistung gebracht hat, der hat eine Verantwortung für die Gesellschaft! Das ist die Idee, die hinter der Vermögenskultur steckt: Dass diejenigen, die über herausragende Mittel verfügen, diese dem Staat nicht einfach zur Verfügung stellen, sondern über eine neue professionalisierte Philanthropie selbst etwas zur Beseitigung der Armut beizutragen.“
Es wäre, unter diesem Aspekt, zu fragen, warum Professor Druyen 2007 aus der LGT ausgeschieden ist! Ist diese Einrichtung doch ein Musterbeispiel für das Bemühen, ihre Mittel „dem Staat nicht einfach zur Verfügung“ zu stellen, indem z.B. Steuern bezahlt werden, sondern „selbst etwas zur Beseitigung der Armut“ von sich selbst und des Fürsten von Liechtenstein und seiner tolle Privatbank „beizutragen“. Das geschieht auch anderswo, nicht nur in Wien (wo sich Professor Druyen oft aufhält) oder in Liechtenstein (wo er sich früher öfter aufgehalten hat), sondern auch in Amerika, wo bekanntlich „die gefühlte Ungerechtigkeit kleiner Ist. Die Reichen konkurrieren dort miteinander, wer mehr Gutes tut.“ Ja, auch dort sind sie, die guten Vermögenden, die Thomas hier irrtümlicherweise „Reiche“ nennt, sie sind in Manhattan, Bagdad und überall und tragen bei.
Im Kern meint Thomas Druyen ist, dass wir in Zukunft ein neues Verhältnis zu den Vermögenden brauchen, weil ohne sie keine zukunftsfähige Gesellschaft mehr denkbar ist. Es soll eine neue Kultur des Miteinanders entstehen, in der sich die Vermögenden in Bereiche einbringen, aus denen sich der Staat immer mehr zurückzieht. Die Normalbürger andererseit sollen ihr Verhältnis zu den Vermögenden, welches häufig durch Skepsis oder Neid gekennzeichnet ist, normalisieren.
Druyen unterscheidet in seine Analyse zwischen vermögend und (neu) reich. Nur vermögende Menschen haben soziale Kompetenz und provozieren ihre Umwelt nicht, indem sie ihr Reichtum oberflächlich zur Schau stellen. Dieser Unterschied wird zurecht gemacht und man darf hier nicht pauschalisieren und alle reichen Menschen in einen Topf werfen.
[…] das moderne Vermögenslob wird in Zeiten liechtensteinischer Erbprinzen und ihrer Oasen viel zu wenig […]