Der Trend geht weg von Eigenheim oder Eigentumswohnung und hin zu Eigendorf oder Eigenweiler. In Spanien können vom Katasteramt erfasste Dörfer, Siedlungen, Häuser, Weiler und dazugehörige Grundstücke (noch) günstig gekauft werden (Aargauer Zeitung, Immobilienteil der Süddeutschen Zeitung 5.12.2014). Die Menschen, die dort lebten/leben, sind nicht mehr anwesend, wohnen und leben gerade woanders. Die Dörfer und Weiler liegen in abgeschiedeneren Gebirgszügen, ganz in der Nähe vom Jakobsweg, dem Meer oder am Rande von Naturparks. Interessant daran ist nicht nur der Preis, sondern die neue Variante des Erwerbs.
Jahrhunderte langen vielen Besitz und Eigentum in eins. Ein Eigentümer*innenwechsel konnte nur stattfinden, wenn sich Verkäufer*in und Käufer*in in ein soziales Verhältnis setzten und einen Preis aushandelten, eine Besetzung eines leer stehenden Hauses stattfand oder – im Extremfall – die Interessenten die Bewohner*innen erschossen, um selbst einzuziehen. Alle drei Varianten beinhalten eine physische Begegnung und die Herstellung eines persönlichen sozialen Verhältnisses, eine Kommunikation über eine gemeinsame Sprache, um zum Ergebnis des Besitzerwechsels zu führen. Heute ist das anders: Die Krise vertreibt die letzten BewohnerInnen aus ihrem Besitz, der Eintrag des*der Eigentümer*in in den Unterlagen des Katasteramtes macht die Finanzialisierung möglich, das „Objekt“ wird Teil des globalen Immobilienmarktes, das Eigentum ist verbrieft und handelbar, ohne dass soziale, gebrauchswertorientierte Kontakte und Aushandlungsprozesse noch notwendig wären für einen Eigentümerwechsel. Hauptsache letzterer kann in den Akten des Katasteramts verzeichnet werden. Was dort nicht registriert wird, kann auch nicht auf diesem Weg gehandelt werden und ist – vorerst – nicht Teil des globalen Immobilienzirkus‘.