Microsoft stänkert mal wieder gegen die IT-Strategie der Stadt München an. Die setzt seit 10 Jahren nicht mehr auf die Produkte des Quasi-Monopolisten im Betriebssystembereich, sondern auf Linux. Schon als die Wechselpläne vor 10 Jahren noch ganz frisch waren, setzte Microsoft alles daran, die Münchener bei der Stange zu halten und schickte Steve Ballmer, den Mann fürs Grobe, um bei Oberbürgermeister Ude persönlich vorbeizuschaun und nochmal Druck gegen Linux zu machen:
A Linux victory in Munich would be a stunning blow. So Ballmer visited Mayor Christian Ude to assure him Microsoft would do what it takes to keep the city’s business. Documents obtained by USA TODAY show Microsoft subsequently lowered its pricing to $31.9 million and then to $23.7 million — an overall 35% price cut. The discounts were for naught. (Quelle: USAToday, 13.7.2003)
Heute bringt Ballmer, berühmt-berüchtigt für seine paranoiden Escapaden gegen Open Source und mittlerweile zum Microsoft-Chef aufgestiegen, eine Studie von HP in Anschlag, um die Stadt München der Bilanzfälschung zu überführen. Die Stadt München hält dagegen. Abgesehen davon, dass nur die Zusammenfassung der Studie öffentlich und die Basis der Studie selbst fragwürdig ist, wie heise.de herausarbeitet, greift eine Debatte viel zu kurz, die die beiden Systeme nur auf der Grundlage ihrer Investitions- und Betriebskosten miteinander vergleicht.
Beim Einsatz von Windows in der öffentlichen Verwaltung geht es zuerst um den Profit der Firma Microsoft. Die EDV der Linzenz- und Supportgebühren zahlenden Verwaltung ist Mittel zu diesem Zweck. Beim Einsatz von Linux und anderer Open-Source-Software (OSS) hingegen geht es unmittelbar um die Lösung von EDV-Problemen.
Dass einzelne Dienstleister mit Linux ebenfalls Geld verdienen, ist da kein Widerspruch. Und dass es unter Umständen auch einmal teurer sein kann, OSS einzusetzen und im Sinne guter Verwaltungspraxis und zum Nutzen aller (und nicht nur derjenigen, die die Lizenzgebühren zahlen können oder wollen) weiterzuentwickeln, ist ebenfalls kein Gegenargument. So ist die „Eierlegende WollMux“ (kurz: WollMux), eine Extension für OpenOffice.org, die von der Landeshauptstadt München im Rahmen des LiMux-Projekts entwickelt wurde, als OpenSource veröffentlicht und für jeden frei verfügbar und kommt mittlerweile auch in anderen Kommunen und Unternehmen zum Einsatz.
Vielmehr kann es geradezu als Aufgabe der öffentlichen Hand gesehen werden, Steuergelder zum Einsatz und zur Entwicklung öffentlicher Software einzusetzen, statt sie in den Profit eines Softwarekonzerns zu privatisieren.