Die Gehälter steigen seit 2000 stetig. Leider nur für diejenigen, die die Produktionsmittel besitzen. Die Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte in ihrer aktuellen Böckler Impuls eine erhellende Statistik zur Lohnentwicklung von Beschäftigten und Arbeitgeber_innen.
Die durchschnittlichen Bruttolöhne sind von 2000 bis 2011 um 2,9% zurück gegangen. Der Anstieg der letzten beiden Jahre um 1,1 % konnten nicht einmal die Einbußen der Reallöhne ausgleichen. Die erkämpften Tariflöhne und ausgehandelten Tarifbindungen haben einen noch größeren Einbruch verhindert.
Allerdings nahm die Prägekraft des Tarifsystems im gleichen Zeitraum ab, vor allem, weil die Tarifbindung sank und Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten tarifliche Öffnungsklauseln nutzten. Daher schlugen Steigerungen bei den Tarifeinkommen nur zum Teil auf die Bruttoverdienste durch. Während sich die Arbeitseinkommen somit nur langsam stabilisieren, haben die Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen seit der Jahrtausendwende stark zugelegt, zeigen die WSI-Daten: Zwischen 2000 und 2011 stiegen sie nominal um knapp 50 Prozent, trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs in der Wirtschaftskrise 2009. Die nominalen Arbeitnehmerentgelte wuchsen im gleichen Zeitraum dagegen nur um knapp 19 Prozent (Böckler Impuls 5/2012).
Vor diesem Hintergrund erscheinen die aktuellen Forderungen nach Lohnsteigerungen von 6,5% und mindestens 200€ monatlich von ver.di und IG Metall äußerst bescheiden. Solidarität mit den Streikenden des öffentlichen Dienstes und der Metallindustrie und viel Erfolg im Arbeitskampf!
Und passend zum Thema: Die Lohnentwicklungen am Beispiel Griechenland und gesamteuropäische Prognosen in zwei Artikeln von Stephan Kaufmann in der heutigen Berliner Zeitung:
http://www.berliner-zeitung.de/finanzkrise/schlechte-arbeitsbedingungen-in-europa-sinkende-loehne–hoeheres-rentenalter,10808234,11946120.html
http://www.berliner-zeitung.de/finanzkrise/agenda-2020-europas-demokraten-schleifen-arbeitnehmerrechte,10808234,11946122.html