Negri und Hardt über die Rolle der Metropole…
…als Produktionsort, -subjekt und -objekt des Gemeinsamen („Common“), von wo aus die gegenwärtige Form des Klassenkampfes, der commons-basierte Exodus, über die kapitalistischen Verhältnisse hinausgeht:
Ein ungeheures Reservoir des Gemeinsamen ist die Metropole selbst. Die Entstehung der modernen Städte war, wie Stadtforscher und Architekturhistoriker aufzeigen, eng verknüpft mit der Entwicklung des Industriekapitals. Die geografische Konzentration von Arbeitern und Ressourcen, die Nachbarschaft anderer Industrien, das Vorhandensein von Kommunikations und Verkehrsmitteln und andere Merkmale des städtischen Lebens sind notwendige Elemente der industriellen Produktion. Während des gesamten 19. und 20. Jahrhunderts determinierten Industrie und Fabrik, ihre Erfordernisse, Rhythmen und Formen gesellschaftlicher Organisation das Wachstum der Städte und die Merkmale des urbanen Raums. Heute nun werden wir Zeugen einer Verschiebung, nämlich des Übergangs von der industriellen zur biopolitischen Metropole. In der biopolitischen Ökonomie gibt es eine intensivere und unmittelbarere Beziehung zwischen dem Produktionsprozess und dem Gemeinsamen, das die Stadt im Kern ausmacht. Die Stadt ist nämlich nicht bloß eine bauliche Umgebung, die aus Häusern, Straßen, U-Bahnlinien, Parks, Abwasserkanälen und Telekommunikationskabeln besteht, sondern sie ist zugleich die lebendige Dynamik kultureller Praktiken, intellektueller Kreise, affektiver Netzwerke und sozialer Institutionen. Solche Elemente des Gemeinsamen, wie man sie in der Stadt antrifft, sind gleichermaßen Voraussetzung und Ergebnis der biopolitischen Produktion; die Stadt ist die Quelle des Gemeinsamen und das Bassin, in dem es zusammenfließt. (Wir werden die Dynamiken der biopolitischen Metropole ausführlicher im Anschluss an den vierten Teil erörtern, im Abschnitt »De corpore 2«.)
Den Volltext gibts online leider bisher nur in englischer Sprache zum Download, hier oder hier, oder zur Not eben selber googeln.