Buchtipp: Menschen aus der Landwirtschaft erzählen von der Beziehung zu ihren Tieren

DerBauerLiebeVieh„Tiere in der Landwirtschaft“. Kaum ein Thema ist in der Wahrnehmung vieler Menschen so brisant und nicht zuletzt dank der Medien emotional besetzt. Diese Aufregung ist aber nur ein Effekt des verschobenen, gleichwohl dominanten Bildes der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft: Entweder werden die Bauern als naturnahe Genussmenschen idealisiert, oder als Giftmischer und Tierquäler diffamiert. Beide Bilder entsprechen nicht den Tatsachen. Ulrike Siegel lässt 19 Tierhalter und Tierhalterinnen über ihr Leben und Arbeiten berichten. Sie beschreiben in autobiografischen Geschichten ihren täglichen Umgang mit Tieren. Bei allen, egal wie viele Tiere sie halten, stehen ökonomische Notwendigkeiten in Konkurrenz zu ihren ethischen Vorstellungen. Aber alle leben mit den Tieren, nicht nur von ihnen. Weiterlesen

Widerspruch Heft 64 fragt: Agrobusiness oder Agrarkultur?

Die UNO hat 2014 zum „Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ erklärt: „Ziel ist es, das internationale Bewusstsein für landwirtschaftliche Klein- und Familienbetriebe zu stärken und Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei ihrem Beitrag zur Reduktion von Hunger und Armut zu unterstützen.“ Seit dem Weltagrarbericht von 2008 ist bekannt, dass die Produktivität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft deutlich höher ist als die agroindustrielle Produktion. Außerdem schafft sie viel mehr Arbeitsplätze. Trotzdem geht die Landwirtschaftspolitik in der Schweiz und in Europa (GAP) permanent in Richtung Konzentration der Produktion in mechanisierten Großbetrieben. Täglich müssen Bauernhöfe aufgegeben werden, obwohl Bauer und Bäuerin – oft in einer Care-Doppelbelastung – sich bis zum Äußersten abrackern. Die Texte im ersten Teil des aktuellen Heftes von WIDERSPUCH. Beiträge zur sozialistischen Politik belegen diese Probleme eindrücklich.

Gesucht sind Alternativen. Ernährungssouveränität hat längst auf die Städte übergegriffen. Ob dabei das Urban Gardening neue Perspektiven eröffnet, hängt wesentlich davon ab, inwiefern es gelingt, solche neue Formen der Nahrungsmittelproduktion in einen weiteren gesellschaftlichen Kontext einzubeziehen. Letztlich, so der Tenor dieses lesenswerten Heftes, können Hunger und Unterernährung nur durch eine partizipative, demokratische Mitbestimmung über die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Nahrungsmittelproduktion überwunden werden.

Widerspruch 64, Ernährung – Agrobusiness oder Agrarkultur, 208 S., 18 EUR, www.widerspruch.ch

Buchklassiker zu Solidarischer Landwirtschaft (CSA) übersetzt

»Höfe der Zukunft« heißt der Klassiker von Trauger Groh und Steven McFadden auf Deutsch. Das Buch erschien in den USA bereits in den 1990er Jahren. Der Verlag »Lebendige Erde« des anthroposophischen Anbauverbandes demeter möchte mit ihm die Idee der ursprünglich aus Nordamerika kommenden Community- Supported Agriculture (CSA) in Deutschland bekannter machten.

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Widmer, Verein Neustart Schweiz (Hrsg.): „The Power of Neighbourhood” und die Commons (Rezension)

Rezi_Neustart

Von Peter Streiff
Für sein Konzept von miteinander verflochtenen Nachbarschaften ist der Schweizer Autor P.M. mit verschiedenen Büchern seit Jahren bekannt. „Bolo`bolo“ nannte er 1983 den ersten Entwurf und in „subcoma“ entwarf er zur Jahrtausendwende eine nachhaltige Versorgung, die auf der Kooperation einer städtischen Nachbarschaft aus etwa 500 Personen mit einem nahen Bauernhof besteht. Aktuell legt er nun – als Ergebnis seiner Lesereise mit dem neuen Buch „Kartoffeln und Computer, Märkte durch Gemeinschaften ersetzen“ – eine neue Broschüre (PDF) vor:
Die „Kraft von Nachbarschaften und die Allmende“, wie die deutsche Übersetzung lauten könnte, liest sich als optimistisches Plädoyer für eine grundsätzliche Neustrukturierung der Gesellschaft: „Multifunktionale Nachbarschaften bieten einen idealen Rahmen für Selbstorganisation und erlauben es den Menschen, ihre vielfältigen Talente einzubringen. Das Leben kann vielfältiger, sicherer, freier, selbstbestimmter und schöner werden, ohne dass wir den Planeten und uns selbst zu Grunde richten.“
Dabei verzichtet der Autor, der ungewöhnlicherweise unter seinem bürgerlichen Namen schreibt, weitgehend auf komplexe ökonomische Zusammenhänge, sondern setzt bei der leicht nachvollziehbaren Organisation des Alltags von Nachbarschaften an.

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Geschichte und Gegenwart von Alternativschulen (Rezension)

Diese, von Maurice Schuhmann verfasste Rezension erschien zuerst in Ausgabe 349 (Oktober) von CONTRASTE, der Monatszeitung für Selbstorganisation. Diese laufende Ausgabe hat u.a. einen vierseitigen Schwerpunkt zum Thema „Demenz, Pflege und Autonomie“. Schumann schreibt:

„Die Literaturlage über freie Schulen ist recht überschaubar. Die Literatur über Geschichte(n) und Gegenwart freier Alternativschulen beschränkt sich weitgehend auf Einzelstudien über einzelne Projekte oder spezifische Theoretiker, während eine Gesamtdarstellung dieses Themenkomplexes noch fehlt. Matthias Hofmann, der selber Lehrer an einer freien Alternativschule und Mitglied des Vorstands der Bundesvereinigung Freier Alternativschulen ist, hat mit seiner Einführung einen Versuch gestartet, diese Lücke zu füllen. Auf ca. 150 Seiten liefert er eine thematisch auf fünf Aspekte fokussierte Einführung: Ausgehend von den Vordenkern der modernen Alternativpädagogik, Beispielen von reformpädagogischen Ansätzen (jeweils separat) in Form von fünf Kapiteln, die sich in Ansätze in Deutschland, Rest von Europa und im angelsächsischen Raum bis zu den aktuellen Ansätzen seit 1968 unterteilen. Diese Einführung ist nun beim Verlag Klemm & Oelschläger erschienen, d.h. einem u.a. auf Literatur zu Alternativpädagogik spezialisierten Verlag.

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Ausgabe 348 der CONTRASTE ist da!

LOGOCONCONTRASTE ist die einzige überregionale Monatszeitung für Selbstorganisation und dient den Alternativen Bewegungen als Sprachrohr und Diskussionsforum. AktivistInnen aus den unterschiedlichsten Bewegungen verfolgen mit der Herausgabe der Zeitung das Ziel, zu den von Globalisierung, Sozialabbau, Massenarbeitslosigkeit und Umweltzerstörung geprägten herrschenden Verhältnissen Alternativen zu diskutieren, Entwicklungen aufzuzeigen, eigene Utopien zu entwickeln und diese zu erproben.
Seit Anfang der Woche wieder in euren Briefkästen oder Infoläden: CONTRASTE Nr. 348 (!!), September 2013: Mit dem Fokus Selbstorganisation, Bewegungen und solidarische Ökonomien kommen in diesem Blatt Monat für Monat Menschen und Zusammenhänge zu Wort, die mit ihren Utopien im „Hier und Jetzt“ experimentieren oder widerständige Praxen entwickeln. Mit vier Schwerpunktseiten zu Selbstorganisation und Widerstand im neoliberalen Alltag.

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Die Abschaffung des Geldes

Eske Bockelmann, der Autor von Im Takt des Geldes, hat einen weiteren, kleineren, zu unrecht weniger beachteten Text geschrieben, mit dem er wesentlich direkter auf einige grundlegende Probleme bei der Aufhebung einer Wirtschafts- und Produktionsweise zu sprechen kommt, die uns als naturabhänigige Menschheit absehbar unsere Existenzgrundlage zerstört. Er fragt: Würde jemand das Geld abschaffen wollen?

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„Danke, das hatten wir schon!“

Im Deutschlandradio gibt es ein super Veriss des Buches „Danke, emanzipiert sind wir selber!“ von der deutschen Familienministerin KristinaSchröder. „Eine absolute Bankrotterklärung“! Das Deutschlandradio im Gespräch mit der Feministin Barbara Vinken über das Emanzipations-Buch von Kristina Schröder:

„Naiv“, „populistisch“, „reaktionär“: Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken kritisiert das Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber!“ von Familienministerin Kristina Schröder. Das Buch sei antifeministisch und ein Plädoyer dafür, dass man das Familienministerium eigentlich abschaffen könnte.

How many Sweatshops does it take to make this T-Shirt?

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Mother Jones findet sich ein großer Artikel über die Green Washing Kampagne von Walmart und die Arbeits- und Produktionsbedingungen bei den chinesischen Zulieferbetrieben von Walmart. Besonders eindrücklich ist die Grafik mit dem Titel: ‚How many Sweatshops does it take to make this T-Shirt?‘.

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Gender Fragen in den Krisen-Protesten

http://ullaebner.wordpress.com/category/3-region/europa/eu/

Wenn man zum Thema Krise und Proteste im Netz nach queerfeministischen Diskussionsbeiträgen, Veransaltungen usw. sucht, stellt man fest, dass diesbezüglich wenig diskutiert  wird in der antikapitalistischen, deutschen Linken. Einige der wenigen Beiträge zum Thema habe ich hier mal zusammengetragen:

Gefunden habe ich eine Veranstaltung der Gruppe d.i.s.s.i.d.e.n.t aus Marburg zur Care-Krise. Der Ankündigungstext dazu ist sehr aufschlußreich.

Außerdem gibts einen Aufruf der Gender AG bei attac! zur Umziengelung des Bundestages im November 2011 als Zeichen des Protestes gegen die Krisenpolitik der Bundesregierung,

Das Gunda Werner Institut hat auf seiner Homepage einen Artikel von Luise Kassner zum Thema: „Die feministische Perspektive auf die Finanz- und Wirtschaftskrise“ veröffentlicht…sehr spannend! Nur leider ist der Bericht von 2009, also etwas veraltet….

In der Monatszeitung ak (Analyse und Kritik) erschien im Juni 2010 ein Artikel von Birgit Sauer zu: „Crisis! What Gender?“, einer geschlechterkritischen Deutung der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Wenn ihr mehr Aktuelles zum Thema Krise und Gender findet, her damit!

Buchkritik: Marlies Mattern – Ein Feld der Ehre

Marlies Mattern: Ein Feld der Ehre
Es ist ein Zufall: Just in dem Moment, wo ich mich mit dem ersten Aufeinandertreffen der Roten Ruhrarmee mit dem Freikorps III. Marinebrigade von Loewenfeld am 26. März 1920 in dem westmünsterländischen Dorf Raesfeld zu beschäftigen begann, erscheint der Kriminalroman Ein Feld der Ehre von Marlies Mattern, dessen Handlung exakt vor dieser historischen Kulisse angesiedelt ist. Ich war gespannt.

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Propaganda mit der Leiche

Marlies Mattern: Ein Feld der Ehre
Eigentlich wollte ich im Rahmen meiner kleinen Reihe zur Märzrevolution 1920 eine Rezension von Marlies Matterns Kriminalroman „Ein Feld der Ehre“ schreiben (und mache das bald auch noch), bin allerdings schon an seiner Oberfläche hängengeblieben und versuche mich nun erstmal im unterschätzten Genre der Buchcoverkritik.

Matterns Buch spielt – soviel sei zur Einordung doch gesagt – in den letzten Märztagen des Jahres 1920 in einem kleinen westmünsterländischen Dorf namens Raesfeld und verwebt einen fiktiven Mord mit tatsächlichen historischen Ereignissen. Traf doch am 26. März die Rote Ruhrarmee dort erstmals auf das putschistische Freikorps III. Marinebrigade von Loewenfeld (welches allerdings jetzt im Regierungsauftrag handelte). Raesfeld wurde zu einem Schauplatz des Weißen Terrors, an dem wenigstens 60 Ruhrarmisten starben, wobei mindestens 25 von ihnen als Gefangene oder Verwundete exekutiert wurden.

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