…lautet der Titel der aktuellen Prokla – Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. In dem gelungenen Heft wird anschaulich über Arbeitskämpfe und Ressourcenverteilung, Stadtentwicklung und soziale Grundversorgung, Landkonflikte und land grabbing in verschiedenen Ländern Afrikas berichtet. Aufgezeigt werden geschichtliche wie aktuelle politische Zusammenhänge, die mittels Interviewzitaten und Rapsongs die Vielfältigkeit der Basis der Kämpfenden verdeutlichen.
Interessant ist, dass Gewerkschaften in allen Länderbeispielen relevante Akteure sind:
bei einem relativ geringen Anteil industrieller Produktion an vielen afrikanischen Volkswirtschaften in den meisten Staaten Gewerkschaften dennoch einflussreiche Akteure sind wobei die stärksten Gewerkschaften, wenig überraschend, oft aus dem öffentlichen Sektor (insbesondere den Bereichen Bildung und Gesundheit) kommen.
Gleichzeitig ist ein großer Teil vor allem der armen städtischen Bevölkerung im informellen Sektor tätig und damit teils gewerkschaftlich (wenngleich nicht im Sinne von Groß- bzw.Industriegewerkschaften), teils in anderen Zusammenschlüssen (etwa Jugendverbände, Kooperativen, Frauen- oder Stadtteilgruppen) organisiert.
In dem bisher einzigen online-Artikel schreibt Louisa Prause über die Entwicklung der sozialen Kämpfe im Senegal unter dem Einfluss von Rappern. Die Jugendbewegung befasste sich mit den prekären Lebensverhältnissen der gesamten Bevölkerung und verschaffte sich eine breite gesellschaftliche Anerkennung. Neben den Songtexten wie z.B.:
Lass uns diese Witzbolde bekämpfen, die unser Geld stehlen. Niemand soll seine [Wades, Anm. Verf.] Macht wegnehmen, denn der hat Angst vor der Revolution des Volkes. Wir sind hungrig und nicht mal ein Samenkorn ist übrig. Bring uns nicht dazu rückwärts zu gehen. Du hast unser Boot kentern lassen. Die leeren Kalebassen ernähren niemanden. Wir versinken in Hunger und Arbeitslosigkeit. Und bei diesen Unwägbarkeiten profitieren wir nicht mal von einer Gesundheitsversorgung. Bitte Gott verschone uns vor gebührenpflichtigen Autobahnen, Hotels, Autos und Müll. Sie bauen Tunnel während uns die Armut ins Gesicht starrt (KeurGui 2008).
veranstalteten sie Informationsveranstaltungen, Sit-Ins oder kollektive Aufräumarbeiten in Stadtvierteln.
Die Proklaausgabe kann bestellt werden oder wird als gesamte Ausgabe (in drei Jahren) im Prokla-Archiv zu lesen sein.
Dass Rapper in Afrika sehr beliebt sind, weiß ich schon seit Längerem. Sie könnten sogar tatsächlich eine Revolution anfachen…aber würde das eigentlich wirklich etwas bringen?