Vor einigen Tagen hat Markus Euskirchen hier einen Beitrag über die mieserablen Arbeitsbedingungen in der Apple-Produktion gepostet (siehe: Apple goes Redwashing). In der New York Times findet sich heute ein mehrseitiger Artikel dazu: How the U.S. Lost Out on iPhone Work
In dem NYT-Text geht es ‚eigentlich‘ um die Frage, warum Konzerne wie Apple ihre Produktion ins Ausland (vorwiegend Asien bzw. China) verlagern, und vor allem, ob diese Jobs nicht zurück in die USA geholt werden könnten. Die klare Antwort von Apple lautet ‚Nein‘.
Warum? Zum einen wegen der Lohnkosten. Doch die spielen, wenn man dem Artikel Glauben schenken darf, in der High-Tech Branche nur eine nachgeordnete Rolle. Mindestens ebenso, wenn nicht noch wichtiger, ist die Verfügbarkeit über die richtigen Arbeitskräfte und die Flexibilität des Arbeitsmarktes (sprich: ‚on demand‘ mehrere tausend qualifizierte ArbeiterInnen anheuern und sie genauso schnell wieder rauswerfen können), sowie die physische Nähe unterschiedlicher Standorte in der Produktionskette zueinander (z.B. zur schnellen und kostengünstigen Änderung einzelner Bauteile, die aufeinander abgestimmt werden müssen). Außerdem nutzen die großen internationalen Konzerne die Subventionen ausländischer Regierungen. Alle diese Faktoren sind in den riesigen und staatlich geförderten Technologie-Parks Chinas gegeben.
Der NYT-Text ist weitgehend unkritisch, gibt aber am Beispiel iPhone einen guten Einblick in die (üblen) Arbeitsbedingungen in der High-Tech Produktion. Zudem werden die via Konkurrenz vermittelten Internationalisierungsstrategien der Branche sehr schön deutlich: So hat Apple bis Anfang der 2000er noch weitgehend in den USA produziert und war einer der letzten Computerhersteller, der — wie die Konkurrenten schon lange vorher –, ins Ausland gegangen ist. Marx-LeserInnen klingeln da die Ohren.
Außerdem ist der Artikel schön zu lesen, weil er so ‚ehrlich‘ ist: Da fragt Obama bei einem Treffen mit Steven Jobs, was man tun könnte, um die iPhone-Produktion in die USA zu holen — und impliziert dabei irgendwie auch eine moralische Verantwortung der großen US-Konzerne für den heimischen Arbeitsmarkt (sprich: Nationalismus). Ein nicht namentlich genannter Apple-Manager antwortet darauf hin an der Frage vorbei, aber treffend: Es ist nicht unsere Aufgabe, die amerikanischen Probleme zu lösen. Unsere Aufgabe ist es, die bestmöglichen Produkte herzustellen (und meint damit: die höchsten Profite zu erwirtschaften).
Kurzum: Auf jeden Fall lesenswert!