Das Blog der ‚Occupy Wallstreet Bewegung‘. In kürzester Zeit hat ‘99 Percent‘ es auf weit über 1000 Einträge gebracht. Und stündlich werden es mehr.
Jeder und jede lichtet sich selbst mit einem kleinen Pappschild ab, auf dem die Bekenntnis schwarz auf weiß nachzulesen ist: Ich gehöre zu den Verlierern und Verliererinnen der Krise. Ich bin arm, habe Schulden, kein Dach über den Kopf und keinen Job, nix zu Fressen, eine Krankheit aber keine Versicherung, und und und… die Schicksale sind so vielfältig, wie man sie sich nur vorstellen kann. Und ebenso die Leute, die hier posten: ArbeiterInnen, Angestellte, AkademikerInnen — jung, alt, alles ist dabei. Bislang sind 118 Seiten mit jeweils ca. 15 Einträgen online.
Zu Recht mag man einwenden: Empörung ist noch keine linke Politik. Aber: Ohne Empörung keine Bewegung. Und ohne Bewegung wird sich nichts verändern! Vor allem jedoch gilt es den Kontext zu bedenken. Über Jahrzehnte hinweg hat der neoliberale Diskurs die USA dominiert, wie kaum ein anderes Land: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Und wer es nicht schafft, ist selbst Schuld.
Wenn sich jetzt tausende ‚Normalbürger‘ im Internet zu ihrem gesellschaftlichen Absturz bekennen, dann ist das vor allem erst einmal ein Zeichen dafür, dass genau dieses neoliberale Weltbild bröckelt. Denn nur wem bewusst ist, dass es nicht an ihm oder ihr selbst gelegen hat, kann sich hinstellen und guten Gewissens sagen: Ich bin ein Verlierer. Damit ist zumindest der erste Schritt getan, um ein vermeintlich individuelles Versagen (wieder) zu einem gesellschaftlichen — sprich: politischen — Problem zu machen. Also, unbedingt angucken: http://wearethe99percent.tumblr.com/