Und der Jackpot geht an…

Feuerwerk
Feuerwerk
 CC BY-NC-SA 2.0 dolorix

Das Jahr endet wie es begonnen hat: Für einen großen Teil der Menschen mit wenig Geld zum Leben und in Armut. Ich möchte auf ein Lesestück von Stephan Kaufmann in der Berliner Zeitung zu Barmherzigkeit für Griechenland und einem Schuldenschnitt für die BRD aufmerksam machen. Weihnachten ist vorüber, das neue Jahr klopft an die Tür und die Möglichkeit eines realen Schuldenerlasses wird auch noch über den Januar hinaus relevant bleiben. Ein solcher bliebe immer noch eine vergleichsweise kleine Geste, denn zum Jahresende ist klar, an wen wieder einmal der eigentliche Jackpot geht. Weiterlesen

Arme sterben früher

rodschenko_lilja_brik
Lilja Brik
by Alexander Rodtschenko, 1924

… und Reiche leben länger. Der Unterschied beträgt elf Jahre in der BRD. In der aktuellen Zeitschrift die besonderen (3/2012) von ver.di ist zu lesen, dass Erwerbslosigkeit und unsichere Beschäftigungsverhältnisse die Lebenszeit verkürzen:

Seit 1984 ist etwa die Teilzeit von 11 auf 22 Prozent gestiegen, auf mehr als acht Millionen Arbeitnehmer/innen. Und in den vergangenen Jahren sind die Löhne der obersten und untersten zehn Prozent um ein Fünftel auseinander gedriftet. Zugleich wird es laut Wissenschaftszentrum schwerer, dem Prekariat zu entkommen […] bereits 65 Prozent stecken in der unteren Einkommensschicht fest.

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Wahlversprechen schon gebrochen

„Wir lassen uns nicht die Rendite der Reformpolitik der Regierung Schröder stehlen […] Wir sind es gewesen, die damals dieses Land vorangebracht haben!“

Lobeshymnen auf die Agenda 2010 sind für Peer Steinbrück die Grundlage seiner Politik. „Rendite“ – Was für eine Begriffswahl! Ja, in der der Tat ist die Rendite der Unternehmer explodiert. Die Profite sind seit 2000 um 30 Prozent hochgeschnellt, die Reallöhne jedoch um fünf Prozent gesunken.

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Proll als Sammelbegriff des Klassenhasses

ground worker
foto CC BY-ND 2.0: martin teschner

Alle kennen wahrscheinlich das Wort Proll. Der eine oder andere mag das Wort aus seinem und ihrem aktiven Wortschatz gestrichen haben. Das wäre erfreulich, denn mit dem Wort und seiner Benutzung geht eine abwertende Auffassung und Diskriminierung von Arbeiter_innen und der Arbeiter_innen-klasse einher. Der Historiker und Journalist Owen Jones hat dies in seinem Buch „Prolls. Die Dämonisierung der Arbeiterklasse“ herausgearbeitet:

Die Dämoniesierung der Arbeiterklasse ist das Triumphgeheul der Reichen, die von unten nicht mehr bedroht sind und sich nun über die Arbeiter lustig machen (Jones 2012, 299).

Das Buch will Aspekte der Lebensumstände einer Mehrheit der Arbeiterklasse aufzeigen (vgl. 42).
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Geiz ist nicht geil, sondern tödlich

Il gioco dei nasini
foto cc: Conanil

Zum wiederholten Male starben Nährer_innen in einer Textilfabrik in einem Feuer. Im September war im ND von über 300 Toten in Pakistan berichtet worden. Hier wurde für die deutsche Firma KIK produziert. Am Wochenende brannte es in einer Fabrik in Bangladesch. Es gab mindestens 120 Tote. Produziert wurde hier u.a für C&A.
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Armut als Makel

Sablés
foto cc: kochtopf

Ein Schwerpunkt auf diesem Blog ist die fortschreitende Spaltung in arm und reich und die Folgen dieses Prozesses für eine Gesellschaft in einem der reichsten Länder der Erde („Reichland“). In der Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung erschien gerade das Buch Armut in einem reichen Land von Christoph Butterwegge. Aus dem Klappentext:

In einem reichen Land ist Armut ein Makel, den man so gut es geht zu verbergen sucht.

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Das Rentenkürzungsprogramm der Ganz Großen Koalition: Die Rente mit 67

Nur ein Viertel aller 60- bis 64-Jährigen haben einen sozialversicherungspflichtigen Job. Bei den 64-Jährigen sind es gerade einmal 14 Prozent. Für alle, die mit 63 bereits in Rente gehen oder gedrängt werden, drohen Rentenabschläge von 14,4 Prozent. Die Rente mit 67 erweist sich so als bloße Rentenkürzung.
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Forderungen an Besitzlose

Dietmar Dath hat zehn Forderungen zur Emanzipation der Besitzlosen aufgestellt: Für die, denen die Welt nicht gehört. Die äußerst lesenswerten Gedanken zum fortschrittlichen Handeln erläutern beispielsweise, wer eigentlich Schiedsrichter_in im Verteilungskampf sein sollte; dass Geschichte uns mehr lehrt, als die Besitzenden gemeinhin erzählen oder Neid den Kampf um die Kontrolle des Reichtums verschleiert.
„Es gibt keine Präzedenz für Schönheit, Gerechtigkeit und Wahrheit.“, weshalb jedes „kühne[s], fortschrittliche[s] soziale[s] Vorhaben“, lohnenswert ist, ausprobiert zu werden. zum gesamten Text

Wegwerfen unterbinden

Ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion wird weggeworfen. In Industriestaaten sind 40 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel vollständig genießbar. Statt „Tafeln“ für die Armen sollte gesetzlich geregelt sein, dass Lebensmittel mit Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums frei abgegeben werden müssen. Lebensmittelvernichtung muss teuer werden, so dass sich regionale Prouktion lohnt, die angepasste Mengen liefern kann.
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Bild: cc by jbloom

 
 

Comic IST Bildungsmaterial

Gestern hat die sehr sehenswerte und informative Comicausstellung (Un)mögliche Bildungswege in der Rosa Luxemburg Stiftung Berlin eröffnet. Nachzulesen sind die Bildungswege von acht Menschen. Thematisiert werden Rassismus, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, soziales Umfeld und ökonomische Situation, die allesamt die Bildungswege der einzelnen Menschen beeinflussen und mitbestimmen. Zu hören sind die Interviews, aus denen die Comicstrips gezeichnet wurden. Zu sehen ist ein Trailer zu den gesellschaftlichen Zusammenhängen von Bildungsungleichheiten, die auch ausführlicher im Begleitheftheft zu finden sind. Weiterlesen

Hauptsache exportieren!

Export
foto cc: Looking Glass

Ein wesentlicher und bedeutender Absatzmakt für das Exportland BRD war Griechenland. Die Löhne wurden niedrig gehalten, die Produktionskosten unter die in Griechenland gedrückt. Der Absatzmarkt war gesichert und auch der Reichtumszuwachs einiger weniger. Die Wirtschaftskrise treibt nun viele Menschen in Griechenland ins Elend. Kaufkraft und damit Konsumaktivitäten der verarmenden griechischen Bevölkerung gehen zurück und die BRD-Exportwirtschaft kann immer weniger Waren absetzen. Jetzt soll es eine neue Geschäftsidee richten: Profit mit den Kranken. Das umstrittene Modell soll in griechische Krankenhäuser exportiert werden.

organisierte Kämpfe gegen organisierte Armut

Streik
foto cc: Timo Maier

In Indien wehren sich die Menschen gegen die Ausbreitung internationaler Handelsketten. Die Arbeiter der Marikana-Minen in Südafrika erkämpfen eine Lohnerhöhung. In Portugal weiten sich die Proteste gegen die Sparmaßnahmen im Rahmen des ESM aus. Letztere verschärfen in Griechenland nicht nur die Verarmung, sondern führen zu immer mehr rassistischen Übergriffen. Und in der BRD? Klagen über die anstehende schrittweise Anpassung der Leiharbeitsgehälter an die der Stammbelegschaften. Unterschlagen wird dabei, dass u.a. die hiesigen Dumpinglöhne zu Armut anderswo führen.

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Arm Reich

Die zunehmende Ungleichverteilung des gesellschaftlichen Reichtums ist eines der Themen, die wir hier auf wgdw seit Jahren auf dem Schirm haben: Stichwort Reichland. Mit der gegenwärtigen Diskussion im Vorfeld der Veröffentlichung des 4. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung (seit 2001) ist das Thema „aufgehende Schere zwischen Arm und Reich“ mitten im Mainstream angekommen. Eine Suche in den Bundestagsdokumenten mit dem Suchbegriff „Armutsbericht“ erschließt die parlamentarischen Vorgänge um die Fertigstellung des Armutsberichts. Solange wir auf diese warten müssen, sind vielleicht eine Literaturliste, die als Echo auf den 3. Bericht von 2008 entstand, und ein Regionalbericht aus der Rosaluxemburgstiftung betrachtenswert: „Armut und Reichtum in der Rhein-Main-Region“.
Aber interessanter als die reine Berichterstattung sind selbstverständlich die organisierten Versuche, an diesem Prozess etwas zu ändern, sprich: ihn umzukehren. Da gibt es verschiedene Ansätze, aktuell derzeit z.B. umfairteilen. Genauso schön und sogar einen Schritt weiter auf dem Weg, nicht nur die Verteilung von Geld und Gütern, sondern auch die Produktionsweise zu ändern, ist die „Bremer Arbeitszeitinitiative“ mit ihrem Faltblatt, auf dem die Idee der Arbeitszeitumverteilung kurz und knapp erläutert ist. Auch attac ventiliert ein Manifest zum Thema Arbeit umverteilen und plädiert per Unterschriftenliste für diese Perspektive. Vielleicht nicht erledigt, aber doch massiv entschärft wäre das Problem mit einem Grundeinkommen (Buch zum download im Volltext). Denn dann könnten wir es uns alle leisten, uns zu beraten und dann zu entscheiden, wieviel von welcher Art Arbeit wir leisten.

Keinen Blumentopf zu gewinnen

Die sozialen Effekte von Niedriglohn werden gerne durch nationalistische Gemeinschaftskonstrukte verwedelt.
foto cc: webmatch.de

Jede_r fünfte in der BRD arbeitet im Niedriglohnbereich. Betroffen sind Beschäftigte mit weniger als 20 Stunden die Woche, befristeten Stellen, Zeitarbeit oder Minijobs. Die Ergebnisse der Untersuchung durch das statistische Bundesamt werden in der Jungen Welt lesenswert diskutiert.
Eine Möglichkeit, um der Entwicklung zu begegnen, wäre ein gesetzlicher Mindestlohn von mindestens 10€ die Stunde, wie ihn z.B. Michael Schlecht für die die Partei Die Linke skizziert: Mindestlohn-Konzept-Mai-2012

arm dran


Creative Commons Licensephoto: jphintze

… sind junge Menschen, die sich ohne Ausbildung und ein gesichertes Beschäftigungsverhältnis durchschlagen müssen. Eine Studie des DGB zeigt auf, dass 2,2 Mio. Jugendliche in der BRD ohne Ausbildung sind. Davon schaftt es etwa die Hälfte in prekäre Arbeitsverhältnisse. Nach 30 oder 40 Jahren in einem solchen Verhältnis ist die Rente besonders niedrig. Weiterlesen