Apple goes Redwashing

Diverse Kampagnen für „saubere“ Elektronik (z.B. Greenpeace) bewegen die großen Markenkonzerne, sich über ihre Ökobilanz Gedanken zu machen (z.B. „The story behind Apple’s environmental footprint“). „Greenwashing“ lautete schnell der Vorwurf: Die ökologische Produktion sei nur vorgespiegelt in Hochglanzbroschüren und basiere auf schräg interpretierten Daten. Aber die Marken bleiben empfindlich, Imagebeschmutzung ist das schärfste Schwert der auf die Einflussmöglichkeiten konsumentensouveränen Handels orientierten bürgerlichen Konsumkritik. Die Empfindlichkeit verhält sich dabei proportional zum „Wert“ der Marke im Bewußtsein der (potentiellen) Kunden. Da ist Apple eindeutig spitze. Dabei bisher nebensächlich: Die Grenzen zwischen der Kritik der menschlichen Naturverhältnisse im weitesten Sinne und den Kämpfen um menschlichere Arbeitsverhältnisse sind fließend. In jeder Ökokritik schwingt soziale Kritik mit. Das hat jetzt offensichtlich auch die imagebeschmutzungsempfindliche Marke Apple erkannt und eröffnet ein neues Kapitel der Politurarbeit am eigenen Image: „Supplier Responsibility at Apple“. Weiterlesen

Umsonstkultur offline

Wer in Berlin wohnt oder zu Besuch ist, kann derzeit fünf nur Fußminuten auseinanderliegende, höchst unterschiedliche aber sehenswerte Fotoausstellungen besuchen – alle umsonst.

Neben der Dauerausstellung ist noch bis zum 8. Januar 2012 in der Topographie des Terrors die Sonderausstellung „Vor aller Augen“ – Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums: Fotografien aus Lörrach, 1940 zu sehen:

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Händitelefonate verschlüsseln für alle!

Seit den Millioneninvestitionen in abhörsichere Handtelefone für die Kanzlerin und ihre Schergen („Merkelphon“) ist die Idee verschlüsselter Händigespräche virulent. „Mittelfristig müssen Anbieter von Gesprächsverschlüsselung vermutlich auf VoIP umstellen, weil die bisher für die Übertragung der Daten genutzte CSD-Technik des GSM-Netzes vom Aussterben bedroht ist. So war aus Kreisen der Kryptofirmen zu hören, dass weder Netzbetreiber noch Gerätehersteller ein Interesse an diesem schmalbandigen Verfahren hätten“, so heise.de. Zur Verschlüsselung von VoIP gibts schon Zfone, zwar nicht ganz freie Software, aber – ähnlich wie PGP (im Gegensatz zu GnuPG) – quelloffen und damit vergleichbar sicher. Sichere Software macht besonders Sinn, wenn auch das Betriebssystem und am besten die Hardware keine düsteren Ecken mit sich bringen. Das Linux-Smartphone-Projekt Openmoko macht da immer wieder Hoffnung: golem.de berichtet, dass die deutsche Firma Golden Delicious das GTA04 baut, die 4. Generation des Geräts mit Open-Source-Hardware, für das als Betriebssystem die Linux-Varianten Debian sowie neue Versionen der Distribution Qtmoko, die aus den Distributionen Debian und Qtopia besteht, zur Verfügung stehen. Jetzt nur noch den Standard anpassen und die Linux-Smartphones zum Kryptophon von unten.

Wem gehört der Fisch

Piratenfischer darf man sich nicht als romantisch verklärte Kämpfer für die Freiheit der Fischerei vorstellen. Es handelt sich um die Handlanger einer international tätigen Öko-Mafia, die Milliardengewinne durch den illegalen Fang von bedrohten und wertvollen Fischarten einfährt und auch von europäischen und deutschen Häfen aus operieren – unter falscher Flagge, versteht sich. Das ganze irgendwie auch immer querfinanziert durch die EU-Fischerei-Subventionen, abgebildet in einer interaktiven Online-Karte der Fischereisubventionen von fishsubsidy.org, einer Transparency-Organisation, die nach „guten“, „schlechten“ und „ekelerregenden“ Subventionen unterteilt. Wie die europäischen Meere ganz legal leergefischt werden, zeigt die interaktive Online-Karte der Europäischen Kommission „European Atlas of the Seas“.

Offene Landwirtschaft

Ein NABU-Film über die dramatischen Folgen des Anbaus von transgenen Pflanzen in Südamerika. Seit 15 Jahren wird dort gentechnisch verändertes Soja angebaut. Nun kommen die Menschen vor Ort zu Wort und berichten von Krankheiten, Kindersterblichkeit und Naturverlust. Entscheidend für die Kämpfe um Ernährungssouveränität sind nicht nur Fragen des Eigentums an Grund und Boden, sondern zunehmend auch Geistiges Eigentum: Bio-Patente oder Sortenschutz. Gegen die „Akkumulation durch Enteignung“ in der Landwirtschaft hilft die Übertragung der Idee des „Open Access“, des freien Zugangs, auch auf die Informationen, die das Leben definieren: das Saatgut. In Initiativen für offene Saatgutbanken gehen die Bemühungen schon diese Richtung.

Staatslogik in Nahost: Todesstrafe für Immobilienverkauf

„The sale of Palestinian land to Israelis is punishable by death, a Palestinian Authority court ruled on Sunday, in what Palestinian officials are saying is a necessary measure to ensure the founding of a future state.“ So berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz am 20.9.2010. – Was bisher wenn, dann heimlich und in finsteren Ecken vollzogen wurde, legalisiert die Justiz des palästinensischen Staates im Werden jetzt: Die Ermordung von Menschen, die ihr Grundeigentum an bestimmte andere Menschen verkaufen.

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Stark verschlüsselte Händi-Gespräche für alle

Der Alptraum der Überwacher: Ein Mobilfon mit starker Verschlüsselung der Gespräche – nicht nur teuer und exklusiv für Konzerne und Regierung (Merkelphon), sondern auch günstig für alle. Die ersten Schritte sind getan: In den letzten Jahren gibt es immer mehr Tragbare auf Linuxbasis. Und das Neo Freerunner von Openmoko läßt sich gar mit diversen Linuxen bespielen, so z.B. auch mit Debian und damit auch mit den 1000en Programmen aus dem Debian-Universum, z.B. dem schicken LXDE-Desktop. Die Gesprächsverschlüsselung ist im Wunschstadium – immerhin, wir bleiben dran.

Mapping nichtkapitalistischer Lebensweisen

Der Prototyp des Mapping-Tools zur Erfassung nichtkapitalistischer Lebensweisen ist online. Der Link lautet: http://vivirbien.mediavirus.org/resources/. Vorerst sind contributions von nicht registrierten User_innen nur per Email möglich, d.h. Korrekturen und Ergänzungen per Zuschrift an vivirbien*ÄT*mediavirus.org. Geplant ist, dass User_innen anonym direkt Daten eingeben können, die von der community der registrierten User_innen freigeschalten werden. Nach 3 guten Postings können die „Registrierten“ die „Neuen“ dann in die registrierte community mit allen Zugangsrechten einladen. Aus technischen Gründen wird die Implementierung dieser Möglichkeit, die wir vorerst zur Vermeidung von Spam ausprobieren würden, allerdings noch Zeit in Anspruch nehmen.

www.mundraub.org

Warum verrottet herrenloses Obst am Baum? Weil Mundraub wenig salonfähig ist. Jedes Jahr verderben herrliche Früchte an zigtausenden von herrenlosen oder vergessenen Obstbäumen an Landstraßen, in verlassenen Gärten oder auf Grundstücken von Menschen mit zu wenig Zeit zum Ernten. Oft handelt es sich dabei um sehr kostbare alte Sorten. Und das in unserer nächsten Umgebung. Einige Leute haben sich deshalb überlegt, wie diese kostbaren Ressourcen einer Nutzung zuzuführen wären. Die Initiative mundraub.org bietet eine Plattform, wilde oder herrenlose Obstbäume zum Abernten in der MundraubMap zu taggen, um sie anderen Menschen ins Bewusstsein zu bringen. Gratis, als Geschenk der Tagger_innen und als Geschenk der Natur.

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Rundfunkstaatsverträg legt öffentlich-rechtliche Digital-Allmende trocken

neuWas heute irgendwo auf der Welt ins Netz gestellt wird, kann in der Regel bis auf weiteres abgerufen werden. Was einmal veröffentlicht wurde, vergrößert die universelle Bibliothek im Netz. Jeder Mensch mit Internet-Anschluss hat so freien Zugang zu vielfältigen Informationen, zu Entwicklungen aktueller und vergangener Ereignisse überall auf der Welt, in Deutschland oder vor der eigenen Haustür. Damit soll jetzt Schluss sein, so die Novelle des Rundfunkstaatsvertrags, zumindest was öffentlich-rechtliche Inhalte angeht. Die tagesschau – prominenter Anbieter bisher – erklärt auf ihren Seiten das unvermeidliche und kündigt die Löschung ihres Seitentriebs der digitalen Allmende an. Gulli sieht den größeren Zusammenhang: Was flüchtig ist, soll flüchtig bleiben. Wäre ja noch schöner, wenn sich medienkompetente BürgerInnen jederzeit und selbstbestimmt ein differenziertes mediales Bild von der Welt verschaffen könnten – unabhängig von paternalistischer Bevormundung durch Programm und Sendezeiten entlang der Planung durch parteien-proportional besetzte Gremien… Soweit der erste Empörungsreflex. Aber alles ist komplizierter und vielleicht wirkt ja auch hier das Prinzip Mephisto, die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft: Denn die digitale Informationsallmende keimt ja auch anderswo. Nur zwei Beispiele: Bei Wikinews erstellt und veröffentlicht eine offene Community frei lizenzierte Nachrichten. Bei indymedia darüberhinaus eignen sich die sozialen Bewegungen direkt die Nachrichtengestaltung an und öffnet sie für Diskussion, so dass es wirklich zu einer anderen inhaltlichen und politischen Ausrichtung kommt als in öffentlich-rechtlichen Medien. Von daher gesehen könnte der restriktive Staatsvertrag eine wahrscheinlich ganz unbeabsichtigte Wirkung entfalten: Er behindert die Überwucherung der digitalen Allemende mit staatsnahen und -konformen, öffentlich-rechtlichen Inhalten und schützt so deren potentiell dissidente Struktur.

WM überdeckt forciertes Verarmungsprogramm

Am 12. Juni 2010 fanden in Berlin und Stuttgart zwei parallele Großdemonstrationen gegen die Krisenpolitik der Bundesregierung statt. „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ lautete das Motto der Demos, die von einem breiten Bündnis aus Initiativen, Gewerkschaften und Parteien organisiert worden waren. Jetzt läuft die WM und angesichts des ach so tollen Mannschaftsspiels der DFB-Auswahl gerät das Verarmungsprogramm der schwarz-gelben Regierung ganz aus dem Blick. Zuerst wurde das Wohngeld gekürzt – von 800 auf 491 Millionen Euro. Noch nie zuvor in der BRD-Geschichte hat es eine 40%ige Kürzung eines Sozialpostens mit einem Schlag gegeben. Dann wurde den Krankenkassen der Betrag verdoppelt, den die Mitglieder zahlen müssen (und nicht etwa zumindest paritätisch auch die Arbeitgeber), falls sie Miese machen. Bisher sind Defizite der Krankenkassen mit Steuergeldern ausgeglichen worden. Am Mittwoch steht die deutsche Mannschaft im Halbfinale. Mal sehen was in dieser Woche so durchgezogen wird. Aber Hauptsache „Wir“ werden Weltmeister.

Stigmergie

StigmergieAbteilung Begriffe bzw. Konzepte, die den Aufstieg in den allgemeinen Sprachgebrauch und in die allgemeine Praxis verdient hätten: Stigmergie. Stigmergie ist ein Begriff zur Beschreibung, wie Kommunikation in einem dezentral organisierten System, das eine große Anzahl von Individuen umfasst (etwa einem Schwarm, vgl. Schwarmintelligenz), koordiniert wird: Die Individuen des Systems kommunizieren miteinander, indem sie ihre lokale Umgebung modifizieren. Das gemeinsam Erstellte wird gleichsam zur allgemeinen Anleitung dafür, wie mit dessen Erstellung fortzufahren ist. Produkt und Dokumentation des Produktionsprozesses sowie die Planung der weiteren Ausrichtung der Produktion fallen ineins (vgl. Elliott 2006).

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Die private Stadtpolizei

StadtpolizeiDie Privatisierung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung treibt seltsame Blüten. In Südhessen ist der Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma („Samurai Security Service„, ausgerüstet von „Cassagne Security“) zum Stadtpolizisten ernannt worden. Parallel dazu sollen Kooperationen zwischen der Polizei und privaten Sicherheitsdiensten weiter ausgebaut werden. Durch die darin zum Ausdruck kommenden Verschmelzungs- und Wucherungsprozesse von Sicherheitsbehörden und -industrie werden Grundrechte und Gewaltmonopol beeinträchtigt und die große Transformation (früher in etwa: „Revolution“) wird auch nicht leichter. Mehr lesen

Keine Illusionen, was Verstaatlichung angeht

Mal wieder gelesen: J. Agnolis Beitrag zur Staatstheorie („Der Staat des Kapitals“). Agnoli wartete mitte der 1960er Jahre mit einer fulminanten, bis heute ergiebigen Kritik der demokratischen Institutionen („Transformation der Demokratie“) auf. Dem ließ er etwa 10 Jahre später eine Kritik der Staatsauffassungen sowohl der Bürgerlichen als auch der Stamokapler folgen. Im „Staat des Kapitals“ lotete er auch die Möglichkeiten eines linken und (vermeintlich) radikalen Reformismus aus und lieferte einen selbst heute noch über weite Strecken überzeugenden Beitrag zur staatstheoretischen Debatte. Zwar finden aus heutiger Sicht der Weltmarkt und die globalen Finanzmärkte zu wenig Berücksichtigung in Agnolis Argumentation. Aber auf keinen Fall macht Agnoli sich (und seinen Leser_innen) Illusionen, was die emanzipatorischen Potentiale von Verstaatlichung angeht:

Das besagt sicherlich nichts über mögliche, taktisch-strategische Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit partieller Verstaatlichungsmaßnahmen, etwa im kommunalen Bereich. Aber die politische Illusion und die strategische Globalhoffnung müssen ausgeräumt werden, Verstaatlichung im Kapitalismus (wahrscheinlich „Verstaatlichung“ überhaupt) ändere fundamental die Produktionsweise und damit auch die Klassenlage der Arbeiter einerseits, den Waren- und Tauschwertcharakter der produzierten Güter andererseits. Statt dessen stellt sich eher eine bedenkliche Seite ein, die mit dem politisch-ideologischen, allgemeinen Charakter des Staats zusammenhängt und die zur Vortäuschung einer der Allgemeinheit verpflichteten Eigenschaft des Betriebs führen kann und die Möglichkeit einer einheitlichen Kampffront bei Lohn- und gesellschaftspolitischen Konflikten beschneidet.

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