Workplace Wellness — was ist denn das? Sauna in der Frühstückspause? Und eine Gratis-Massage zum Abschluss der anstrengenden Spätschicht? Weit gefehlt. Während bundesdeutsche Krankenkassen noch ‚old school‘ einen Anteil am präventiven Rückenkurs zahlen (um Gesundheit und Kosten gleichermaßen zu schonen), sind die Amis uns mit ‚Workplace Wellness‘ mal wieder eine Nasenlänge voraus.
In den USA dürfen Angestellte auf Grund ihres Gesundheitszustandes eigentlich nicht in unterschiedliche Krankenkassentarife sortiert werden. Eigentlich. Denn eine Grauzone bilden die sogenannten bona fide wellness programs, die sich immer weiter durchsetzen. Sie erlauben es Arbeitgebern, bei betrieblich maßgeschneiderten Krankenversicherungsangeboten die Kosten zu drücken:
„These programs allow an employer to vary premiums up to 20 percent based on risk factors such as cholesterol, weight, blood pressure and smoking“, so der Gewerkschafter Carl Finamore (AFL-CIO).
Und so funktioniert’s: Bitte deine Angestellen regelmäßig zum Gesundheitstest: Gewicht, Cholesterin, Blutdruck, etc. Und koppel das ganze unter Umständen noch mit einem Fittnessprogramm. Label das ganze ‚Wellness‘ und biete es natürlich alles nur zum Wohle der Arbeitnehmergesundheit an. Nun noch Bonus- und Maluspunkte für die Krankenversicherungsprämie vergeben — und fertig ist die ganz legale Diskriminierung von Sportmuffeln, Rauchern und Menschen, die sich dem permanenten Monitoring nicht unterwerfen mögen.
Zum Weiterlesen: Eine tolle Broschüre über Workplace Wellness (basierend auf einer Konferenz, die 2012 an der UC Berkeley stattfand) findet sich kostenlos im Internet: A Workers’ Guide to Labor and Workplace Strategies for Better Healthcare.
PS: Dort findet sich übrigens auch der oben zitierte Beitrag von Carl Finamore mit dem schönen Titel: Do You Trust Your Boss With Your Health?