organisierte Kämpfe gegen organisierte Armut

Streik
foto cc: Timo Maier

In Indien wehren sich die Menschen gegen die Ausbreitung internationaler Handelsketten. Die Arbeiter der Marikana-Minen in Südafrika erkämpfen eine Lohnerhöhung. In Portugal weiten sich die Proteste gegen die Sparmaßnahmen im Rahmen des ESM aus. Letztere verschärfen in Griechenland nicht nur die Verarmung, sondern führen zu immer mehr rassistischen Übergriffen. Und in der BRD? Klagen über die anstehende schrittweise Anpassung der Leiharbeitsgehälter an die der Stammbelegschaften. Unterschlagen wird dabei, dass u.a. die hiesigen Dumpinglöhne zu Armut anderswo führen.

In Indien gibt es noch eine Kleingewerbestruktur, die Einkaufen ohne Auto gut möglich macht. Die Menschen bekommen in ihrer Nachbarschaft günstig, was sie für den alltäglichen Bedarf benötigen.

Eine weitreichende Wirtschaftsreform soll [nun] Indien für die internationalen Handelsketten öffnen – so hat es die Regierung in Neu-Delhi entschieden und damit weite Teile der Bevölkerung gegen sich aufgebracht. Um den Einstieg multinationaler Unternehmen wie Walmart, Metro oder Tesco zu verhindern, wollen Millionen Menschen demonstrieren und die Infrastruktur des Landes lahmlegen. Quelle: tagesschau

Gewerkschaften haben zum Streik aufgerufen. Im November letzten Jahres waren sie schon einmal erfolgreich.

Der Streik bei den Minen in Marikana wurde Anfang August in Westeuropa durch die Erschießung von mehr als 30 Minenbeschäftigten durch die Polizei bekannt. Die Kumpel haben jetzt eine Lohnerhöhung erkämpft:

Die Löhne würden um elf bis 22 Prozent erhöht und eine Einmalzahlung von 2000 Rand (185 Euro) geleistet […]. Die Bergleute hätten im Gegenzug zugestimmt, am Donnerstag die Arbeit wieder aufzunehmen. Quelle: junge welt

Regierungsvertreter sind nun bemüht, ausländische Investor_innen zu beruhigen und die Minen als attraktive Geldanlagen (durch Hungerlöhne und lebensgefährliche Arbeitsbedingungen) anzupreisen. Denn, animiert durch die Erfolge der Kollegen sind

In den vergangenen Wochen […] Arbeiter umliegender Gold- und Platinminen in den Streik getreten.

Das verbessert nicht gerade das Investitionsklima.

Auch in Portugal wird gestreikt:

Der Ausstand in den Häfen zeitigt schon Auswirkungen. Sie werden sich noch verstärken, obwohl die Lotsen die Arbeit am Mittwoch wieder aufnehmen. Sie werden nämlich von den Hafenarbeitern abgelöst. Am kommenden Montag übernehmen die Beschäftigten der Hafenverwaltungen. […] Man wendet sich auch gegen Lohnkürzungen und gegen die sich verschlechternden Arbeitsbedingungen. Letztlich richten sich die Streiks gegen die Regierung. Die hat mit der Ankündigung, die Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung von 10 auf 18% anzuheben und die Beiträge für Unternehmer dafür zu senken, das Fass zum Überlaufen gebracht. […] Der Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), EU‑Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF), die Portugal den Sparkurs aufzwingt, soll klargemacht werden, dass sie sich „zum Teufel“ scheren soll. Quelle: telepolis

In Griechenland macht sich Rassismus und Faschismus breit:

Keine Nacht verginge […] in der nicht mindestens ein Migrant in ein Krankenhaus eingeliefert werde. […] Lange nicht alle Überfälle werden bekannt, weil die Terrortrupps sich die schwächsten als Opfer aussuchen, Menschen ohne Papiere, die als Flüchtlinge in Griechenland hängen geblieben sind […] Die Menschen werden zu sogenannten Illegalen und versuchen sich mit Straßenhandel durchzuschlagen.[…]Dort werden sie seit die Krise immer mehr um sich greift zum Opfer von Schlägerbanden. […] Die Partei „Goldenen Morgendämmerung“ (Chrysi Avgi), die sich in Rhetorik, Symbolik und Ideologie ganz offen beim deutschen Faschismus bedient […] bestreitet […] mit dem rechten Terror etwas zu tun zu haben, aber der Zusammenhang ist offensichtlich. Quelle: telepolis, vgl. auch: financial times deutschland

In der BRD scheint dies alles weit weg zu sein. In einem Interview in der Berliner Zeitung beklagt  die Chefin einer Leiharbeitsfirma die Angleichung der Löhne von Leiharbeiter_innen an die Stammbelegschaften, denn

Anfang November treten in der Metall- und Elektroindustrie sowie in der Chemiebranche [entsprechende] Tarifverträge in Kraft.

Die Einschätzung der Interviewten:

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist ohne flexible Lösungen am Arbeitsmarkt nicht dauerhaft zu gewährleisten.

Es scheint egal zu sein, wer welche Zugangschancen hat, wer sich welche Ausbildung leisten kann und auf wessen Kosten diese Wettbewerbsfähigkeit hergestellt wird.

Es geht jedoch nicht nur um den Kampf um mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und den eigenen Wohlstand. Der organisierte Widerstand muss auch immer ein antifaschistischer und antirassistischer sein. Denn es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass eine Wirtschaftskrise und steigende Arbeitslosigkeit in einer Wohlstandsgesellschaft zu Faschismus führt.

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