… sind junge Menschen, die sich ohne Ausbildung und ein gesichertes Beschäftigungsverhältnis durchschlagen müssen. Eine Studie des DGB zeigt auf, dass 2,2 Mio. Jugendliche in der BRD ohne Ausbildung sind. Davon schaftt es etwa die Hälfte in prekäre Arbeitsverhältnisse. Nach 30 oder 40 Jahren in einem solchen Verhältnis ist die Rente besonders niedrig.
In der Berliner Zeitung ist zu lesen, dass ab 2030 Beschäftigte,
die 2500 Euro brutto im Monat verdienten und 35 Jahre Vollzeit gearbeitet haben, nur eine Rente in Höhe des Grundsicherungsbetrags von 688 Euro
erhielten. Eine Maßgabe, die für Menschen ohne Ausbildung oder niedrigen Einkommen nicht zu schaffen ist. In einem Interview mit Matthias Anbuhl im Telepolis ist zu lesen:
Junge[n] Menschen ohne Ausbildung […] sind in aller Regel kaum in der Lage, selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gerade hat die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen vor millionenfacher Altersarmut von Normalverdienern gewarnt. Für Geringverdiener – und dazu zählen die Ungelernten in aller Regel – gilt dies allemal.
In der Berliner Zeitung ist weiter zu lesen, dass von der Leyen nicht nur vor einer Altersarmut warnt, sondern auch eine private Altersvorsorge empfiehlt. Nun ist gerade dies für Menschen mit geringem Einkommen und unsicheren Beschäftigungsverhältnisse eine schwer zu leistende Aufgabe.
Auch das Konzept der Zuschussrente, wie sie im Moment propagiert wird, wäre keine Abhilfe:
Schließlich sind die Zuschüsse daran gekoppelt, dass die Antragssteller jahrzehntelang in Rentenkassen eingezahlt und eine private Zusatzversicherung abgeschlossen haben. […] Wer sich mit Niedriglöhnen über Wasser hält, hat schlicht und einfach kein Geld für eine private Versicherung. Zudem wird ausgeblendet, dass die Altersarmut eine logische Folge der Politik ist, die die großen Parteien in den letzten Jahren praktiziert haben (heise.de).
In einem Interview mit Herrn Klingholz in der Berliner Zeitung ist zu lesen:
Wenn man grob überschlägt, was Staat und Familien in den letzten 30 Jahren gespart haben, weil es plötzlich weniger Kinder gab, da landet man in etwa bei dem, was heute und in den nächsten Jahrzehnten in der Rentenkasse fehlt.
Das bedeutet, wer aus ökonomisch armen Verhältnissen kommt, in diese gerät oder aus strukturellen Benachteiligungen keinen Schulabschluss, keinen Ausbildungsplatz und keinen gut bezahlten Job findet, verbleibt in Armut und schlecht bezahlten Tätigkeiten ein Leben lang. Bis ins hohe Alter ein prekäres Leben.
Was tun?
In dem Interview mit Anbuhl ist zu lesen, dass Einstiegsqualifizierungen und Praktika als Maßnahmen für jungen Menschen sich wiederholenden Schleifen sind, die gerade nicht zu einer Ausbildung führen. Die Forderung lautet: eine dreijährige Ausbildungsgarantie – sei sie schulisch, betrieblich oder dual.
Zu ergänzen wären:
– Die strukturelle Benachteiligung in Schule, Ausbildung und Arbeitsplatzvergabe abschaffen.
– Eine Grundsicherung, die über eine Reichenbesteuerung finanziert wird.
– der Unternehmensanteil an den Sozialkosten wäre zu steigern, was nebenbei auch den Wettbewerbsvorteil gegenüber beispielsweise Griechenland verkleinern würde.
ak 575 vom 21.9.2012: Demografie und Rentenlüge. Altersarmut ist kein Naturereignis