Die aktuelle Ausgabe von GEO räumt dem Umweltökonomen von der UC Santa Barbara Christopher Costello Raum ein für seine These eines „market approach to saving whales„: Die Wale seien effizienter zu schützen, wenn Walfang zertifiziert und der eigentliche Schutz dem dann enstehenden Zertifikatemarkt überlassen würde (ausführlich zu Costellos Idee: wired science und The Economist, beide mit ausufernden Kommentarschlachten. Letztere für sich wären schon überaus interessante Forschungsobjekte…). Keinen Platz allerdings im Leitmedium grüner Männerphantasien bekommt die Kritik an derartigen Inwertsetzungsszenarien, wie sie spätestens seit dem weltweiten Handel von CO2-Zertifikaten wohl ausformuliert ist und in Analogie auf diesen Inwertsetzungsversuch des Walschutzes anzuwenden wäre. Ich zitiere:
Die Logik des Emissionshandels ist, knapp dargestellt, die folgende: nehmen wir an, wir wollen, dass die Bundesrepublik 2012 zehn Prozent weniger Treibhaugase als 2011 in die Atmosphäre pumpen soll. Nehmen wir an, dass Unternehmen A sehr billig Emissionen reduzieren kann und deswegen um 20 Prozent reduziert. Nehmen wir weiter an, dass für Unternehmen B Emissionsreduktionen sehr teuer wären, es daher gar nicht reduziert. Der Atmosphäre ist es egal, wo emittiert wird, also kann nun Unternehmen A die überzähligen Emissionsrechte (es hat ja doppelt so viel reduziert, wie rechtlich notwendig war) an Unternehmen B verkaufen. Mit anderen Worten, die Kosten des Klimaschutzes werden minimiert und mehr Klimaschutz wird belohnt. Was in der ökonomischen Logik so elegant und überzeugend klingt, sieht in der Realität aber üblicherweise ganz anders aus (klingt bekannt, oder?): Unternehmen profitieren ungerechterweise vom Verkauf der an sie oft kostenlos ausgeschütteten Emissionsrechte; der Markt für diese Rechte ist extrem instabil, Preisschwankungen reduzieren seine ökologische Steuerungsfähigkeit auf Null, da sie nicht dauerhaft den Preis für Treibhausgasemissionen nach oben treiben (denn dies wäre ein Grund, damit aufzuhören); schon heute werden in mehr als 80 Prozent aller Käufe und Verkäufe auf diesen Märkten gar keine tatsächlichen Emissionsrechte gehandelt, sondern sogenannte «Derivate», also gerade diejenigen undurchsichtigen Finanzinstrumente, die eine zentrale Rolle in der Wirtschafts- und Finanzkrise der letzten Jahre gespielt haben. Dementsprechend kommentiert eine Institution wie die Deutsche Bank den Emissionshandel kurz mit dem lakonischen Urteil, dass er zwar spannende neue Profitmöglichkeiten biete, aber kaum das Klima retten werde.
Walschlachtungszertifikate retten keine Wale. Sie helfen Finanzkapital von Umweltschutzorganisationen abzuschöpfen und sie erweitern die Spekulationssphäre um Wal-Derivate.