Anfang Mai ist das neue CHE-Hochschulranking erschienen. Fein, dachte ich, probiere ich gleich aus und gebe den Studienanfänger. Auf http://www.das-ranking.de/ also flugs ausgewählt: Politikwissenschaften (Bachelor). Soll ja mal ein interessantes Studium gewesen sein. Sehr hübsch erscheint unter „Quick-Ranking“ die Hochschullandschaft vollkommen zeitgemäß als Tagwolke. Die „Studierbarkeit“ – Was ist das wohl? Aufwand pro Credit Point? – kann man einfach wegklicken – und alles gerät in Bewegung. Und, wo landet das Otto-Suhr-Institut? Nur in der dritten Liga? Da bin ich aber ein wenig enttäuscht! Naja, wer’s mag, kann das auf Facebook kundtun. Immerhin: 197 Personen gefällt das Verdaten und Vergleichen.
Und spätestens jetzt wird es absurd
Eine Kritik am CHE-Hochschulranking, eine weniger grundsätzliche, ist ja die fehlende Transparenz. Auf diese Kritik reagiert das CHE mittlerweile mit einem – wer hätte das gedacht – Ranking. Den folgenden Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Ranking-Experten stellen Qualitäts-Audit für Hochschulrankings vor.“ Weiter heißt es:
„Angesichts der Vielfalt von Rankings, die es mittlerweile auf der ganzen Welt gibt, braucht es ein Verfahren, das für die Nutzer von Rankings Transparenz über Qualität, Aussagekraft und Grenzen einzelner Rankings schafft. Denn die Methodik eines Rankings wird häufig nicht transparent dargestellt. In dem IREG-Audit erfolgt die Begutachtung anhand eines umfangreichen Kriterienkatalogs durch unabhängige Experten.“
Und da ein Qualitäts-Audit ohne anschließendes Ranking ja überhaupt gar keinen Sinn ergibt, warten wir gebannt auf die Ergebnisse. Denn darauf hat die Welt gewartet!
„Das CHE-Ranking gehört abgeschafft“
Glücklicherweise sehen das nicht alle so. Auf die Frage, wie es aktuell um die CHE-Rankings bestellt ist, antwortet Clemens Knobloch:
Dass die Akzeptanz des CHE-Ranking rapide schwindet, ist schon daran zu erkennen, dass die Leitung des Bertelsmann-Instituts von Uni zu Uni reist, um den Schaden für die Firma zu begrenzen. Der Kittel brennt. Man gibt sich lernbereit im Hause Bertelsmann und erklärt, die Kritik zur „Verbesserung“ des Ranking-Verfahrens nutzen zu wollen. Aber ein Verfahren, dass aus gewollten Unterschieden Rangplätze macht, ist nicht zu verbessern. Es gehört abgeschafft.
Insofern bleibt zu hoffen, dass folgende Auswahl von „Verweigerern“ des CHE-Rankings in Zukunft noch wächst:
- Aufruf zum Boykott des CHE-Hochschulrankings
- Fachbereich Sozial- und Gesundsheitswesen der FH Ludwigshafen (war früher: Evangelische FH Ludwigshafen, Februar 2008)
- Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Kiel (Juli 2009)
- die Fachbereiche 2 (Erziehungswissenschaft und Psychologie), 3 (Sprach-, Literatur und Medienwissenschaften), (Juli 2009) und 8 der Uni Siegen
- Berufsverband der deutschen Historiker VHD (Juli 2009; offenbar wollen viele historische Institute und Seminare sich nicht mehr am CHE-Ranking beteiligen)
- Fachbereich Bildungswissenschaften der Uni Koblenz-Landau (September 2009)
- Uni Bonn (Dezember 2009)
- AStA der ASFH Berlin (2009)
Auch spannend:
- Online-Broschüre zur Politik des Bertelsmann-Konzerns und seiner Stiftung: http://www.bertelsmannkritik.de/
- Beschluss des Gewerkschaftstags 2009 der GEW zur Bertelsmann-Stiftung: http://gew.de/GEW_und_die_Bertelsmann-Stiftung.html