Variantenreiche Kampfformen in Frankreich

Den Saft abgedreht: Nach Managerarrest Strom- und Gasboykott. Regierung spricht von Sabotage.

„In Frankreich wird das Klima rauher. Nach mehreren erfolgreichen
Blockaden von Managern in ihren Büros verfolgen nun die Beschäftigten der
staatlichen Strom- und Gasversorger EdF und GdF die Nadelstichtaktik: Die
Kombination von Streiks und punktuellen Versorgungsstopps soll ihrem Kampf
für Lohnerhöhungen und gegen Outsourcing Gehör verschaffen. Am vergangenen
Freitag wurde 66500 Haushalten vorübergehend der Strom abgestellt. Drei
Tage zuvor waren 10000 Familien ohne Gas. Obwohl die Unterbrechungen
jeweils nur eine halbe bis dreiviertel Stunde dauerten, verfehlten sie
ihre Wirkung nicht. (…) Daß von der Aktion auch ein Krankenhaus in Douai,
40 Kilometer südlich von Lille, betroffen war, rief auch unter
EdF-Arbeitern Kritik hervor. (…) Auch jetzt gab es wieder sehr populäre
Aktionen. So wurde – um die Firmenleitung an einem wunden Punkt zu treffen
und die Unterstützung in der Bevölkerung zu erhöhen – Haushalten, die ihre
Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten, der Strom wieder angeschaltet und
in einigen Gemeinden den Beziehern auch tagsüber der preisgünstige
Nachttarif berechnet…“

Der Film zur Nachricht: Sehr schön beschreibt einen solchen Streik der fast 40 Jahre alte “Tout va bien” von Godard: DVD ausleihen, hinsetzen, Arbeitskampf in einem puppenhausartigen Bühnenbild von einer Fabrik angucken und genießen – selbst wenn er scheinbar verloren geht. Denn irgendwas bleibt immer.

Quelle: Artikel von Raoul Rigault in junge Welt vom 23.04.2009

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